3080 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.087 Geschichten und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Samstag, 30. Juni 2012

Der größte Glückskiller ist die Unzufriedenheit!


Ihr Lieben,

heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Willi Hoffsümmer erzählen:

„Das unzufriedene Fohlen“

Ein erfahrenes Pferd lebte mit seinem lebhaften Fohlen in einem herrlich-schönen Tal:
saftige Wiesen, relativ klare Bäche, der kühle Schatten vieler Bäume.

Aber dem Fohlen ging es wie den Leuten, die alles haben:
www.baruther-reiterhof.de
Es wurde unzufrieden.
Es tat nur noch das, wozu es Lust hatte.
Es schlief, auch wenn es nicht müde war.

Es wurde bequem und satt und – schließlich verachtete es das Tal:
„Vater, wenn ich hier weiterleben muss, dann werde ich sicherlich krank.
Das Gras bekommt mir gar nicht mehr, die Luft ist so stickig, der Bach so schmutzig.
Wir müssen fort von hier.“

So zogen beide fort. Es ging das Tal hoch, steinige steile Pfade hinauf über hohe Bergrücken. Der Wind blies kalt, kaum noch ein Fleckchen mit zähen Kräutern war zu finden. Der nächste Tag sah sie schon erschöpfter und kraftloser vor Hunger und am dritten Tag konnte das Fohlen kaum noch ein Bein vor das andere setzen.

„Es ist Zeit, dass wir heimkehren“, dachte der Vater bei sich und führte seinen Sohn auf einem anderen Weg zurück ins heimatliche Tal.

In der Nacht erst kamen sie an. Kaum fühlte das Fohlen das frische, weiche Gras unter den Hufen, wieherte es vor Freude: „Vater, hier bleiben wir. Noch nie habe ich so duftendes süßes Gras gefressen!“

In diesem Augenblick begann der Morgen zu dämmern. Verwirrt erkannte das Fohlen das alte Tal und wagte nicht, den Vater anzusehen.“


Ihr Lieben,

ich bin ganz fest davon überzeugt, dass die Unzufriedenheit der größte Glückskiller auf dieser Welt ist. 

Ich habe in meinem Leben schon sehr viele unzufriedene Menschen kennengelernt und nicht einer unter ihnen war glücklich. Unzufriedenheit und Glück schließen sich aus.

Ursprünglich, vor langer langer Zeit, hatte die Unzufriedenheit im Leben der Menschen einen guten Sinn. Als die Menschen noch in kalten feuchten Erdhöhlen lebten, da war die Unzufriedenheit ein wichtiger Antriebsmotor, daran zu arbeiten, die Zustände zu ändern.

Auch heute kann die Unzufriedenheit noch ein guter Antriebsmotor von uns sein, wenn es darum geht, dass wir unsere Lebensumstände ändern wollen, weil wir vielleicht arbeitslos sind.

Die Unzufriedenheit wird aber dann für uns gefährlich, wenn es nicht mehr darum geht, unsere Lebensgrundbedürfnisse zu erfüllen, sondern wenn es darum geht, mehr und immer mehr haben zu wollen. 

Unzufriedenheit zerstört dann unser Lebensglück, wenn wir nur deshalb ein Smartphone kaufen, weil man es angeblich haben muss, obwohl das bisherige Handy noch wunderbar seinen Dienst tut. Das Gleiche gilt für den Röhrenfernseher, der nicht ausgetauscht werden muss, weil er kaputt ist, sondern weil „angeblich alle“ jetzt einen haben.

In der ungesunden Unzufriedenheit steckt die Sucht, immer mehr haben zu wollen.
Das Teuflische dabei ist, dass kein Zustand erreicht wird, wo wir sagen können: „Unsere Wünsche sind alle erfüllt, jetzt bin ich zufrieden!“ 

Nein, jede Wunscherfüllung gebiert gleich wieder einen neuen Wunsch. Und so hetzen wir durch unser Leben in der Sehnsucht nach der Wunscherfüllung und verlieren dabei unsere innere Ruhe, unser Glück.

In dem Wort „Unzufriedenheit“ steckt das Wort „Frieden“.
Das ist kein Zufall. Wer unzufrieden ist, der verliert seinen inneren Frieden.

In unserer Geschichte tut der Vater etwas sehr Kluges. Er lässt das Fohlen Erfahrungen sammeln und veranlasst es auf diese Weise, mit dem Tal, in dem sie leben, zufrieden zu sein.


Ihr Lieben,

es gibt ein wunderbares Mittel, um Unzufriedenheit in Zufriedenheit zu verwandeln und den inneren Frieden und das innere Glück wiederzufinden:

Zieht Euch ein wenig zurück, macht es Euch gemütlich, zündet eine Kerze an und dann nehmt Euch einen Zettel in DIN-A4-Größe. Diesen Zettel unterteilt bitte von oben nach unten mit einem Bleistift in zwei Hälften:
 
In die rechte Hälfte tragt Ihr alles ein, was Euer Leben ausmacht: Euren Besitz, Eure Freunde, Eure Verwandten, Eure Lieben, Eure Partnerin, Euren Partner, Eure Kinder und Enkelkinder, Eure schönen Erinnerungen und alles Andere, was Euch etwas bedeutet und Euch Leben hell und lebenswert macht.
 
In die linke Hälfte tragt bitte alle die Krankheiten ein, die Euch ereilen könnten, von denen Ihr aber zum Glück verschont wurdet. Dann tragt bitte alle Unglücksfälle dort ein, die Euch zustoßen könnten, die Euch aber nicht zugestoßen sind. Und zuletzt denkt einmal an alle die Menschen, die Euch einfallen, denen es viel schlechter geht als Euch, und tragt auch diese in Eure Liste ein.

Wer sich einmal die Mühe gemacht hat – ich tue das regelmäßig – eine solche Liste gewissenhaft auszufüllen, der wird merken, wie gut es ihm geht und die Zufriedenheit wird in sein Herz zurückkehren und die Unzufriedenheit daraus entweichen.

Wer aber nach dem Ausfüllen einer solchen Liste immer noch unzufrieden ist, 
dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

Ich wünsche Euch einen ruhigen Abend und eine gute erholsame Nacht und morgen einen gesegneten Sonntag und grüße Euch herzlich aus Bremen
In Bremen an der Schlachte direkt an der Weser
Euer fröhlicher Werner

Quelle: Karin Heringshausen

Freitag, 29. Juni 2012

Nur wenn unser Reden und Handeln übereinstimmen, sind wir glaubwürdig!


www.wikipedia.org
Ihr Lieben,

heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Herbert Erdmann erzählen:

„Tagebuch einer Neunjährigen“

Montag:
Heute Abend haben meine Eltern keine Zeit für mich. Der Steuerberater kommt.
Eine neunjährige Tochter, so hat Papa mir gesagt, muss doch Verständnis dafür haben, dass sie nicht stören darf und ruhig im Bett liegen muss, wenn wichtige Dinge besprochen werden.
Ich werde ganz brav sein im Bett.

Dienstag:
Die Nachbarn haben eingeladen. Und Mama hat gesagt: „Unsere Nachbarn sind doch so nette Menschen, und man freut sich immer wieder, wenn man mit netten Menschen zusammen sein kann.“
Ich werde an nette Menschen denken, wenn ich im Bett liege.

Mittwoch:
Papa muss zum Skatabend. Da gibt es wichtige Männer, mit denen man über wichtige Dinge sprechen kann. Das hat Papa gesagt. Mama will am Abend bügeln.
Ich werde, wenn ich im Bett liege, an gebügelte Wäsche denken. Und an wichtige Leute auch.

Donnerstag:
Heute Abend ist ein wichtiger Vortrag der Frauengemeinschaft. Mama darf dabei nicht fehlen. Ein Mann spricht über die Schädlingsbekämpfung auf Formosa. Papa ist müde und will sich früh ins Bett legen.
Vielleicht denkt er auch an die Schädlingsbekämpfung auf Formosa wie ich.
Vielleicht ist Formosa gleich nebenan.

Freitag:
Eigentlich hätten meine Eltern heute Abend Zeit für mich. Das haben sie gesagt. Aber im Fernsehen wird ein Film gezeigt, den ein neunjähriges Mädchen nicht sehen sollte. In fünf oder sechs Jahren darf ich den Film auch sehen, hat Mama gesagt.
Wenn ich heute Abend im Bett liege, werde ich versuchen, fünf oder sechs Jahre weiterzudenken. Papa und Mama dürfen das aber nicht wissen.

Samstag:
Heute gibt es einen sehr wichtigen Vortrag im Bildungswerk. Eine sehr wichtige Person spricht über das Thema: „Das Gespräch mit den Kindern“. Papa und Mama meinen, sie dürfen dabei nicht fehlen. Nach dem Vortrag gibt es eine Diskussion. Die kann lange dauern, habe ich gehört.
Auch daran werde ich denken, wenn ich im Bett liege.

Sonntag:
Über das „Gespräch mit den Kindern“ haben Papa und Mama viel Gedrucktes mit nach Hause gebracht. Das wollen sie heute Abend lesen. Ich soll dabei nicht stören.
Ich werde mich ganz still verhalten, wenn ich im Bett liege.


Ihr Lieben,

Bertolt Brecht hat einmal einen sehr guten Satz geschrieben:
„Wenn ich sehe, wie Du handelst,
dann interessiert mich nicht mehr, was Du mir zu sagen hast!“

Dieser Satz von Brecht ist deshalb so wichtig und klug, weil er von jungen Menschen stammen könnte, die sich in der Pubertät befinden, auch wenn sie den Inhalt vielleicht anders ausdrücken würden.

Eine Neunjährige/ein Neunjähriger lässt sich noch durch Gebote, durch Anordnungen, durch Verbote lenken, auch wenn sie/er sich bereits ihre/seine eigenen Gedanken macht.


Aber ein junger Mensch, der mitten in der Pubertät steht, ist nur noch dann zu lenken, wenn er in seinen Eltern oder Großeltern Vorbilder sieht, denen er nacheifern möchte.

Es ist wie, in unserer Geschichte, erfreulich, wenn sich Eltern für die Erziehung ihrer Kinder interessieren, aber sie müssen es auch in die Tat umsetzen.

In unserer kleinen Geschichte geht es aber nicht nur um das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, sondern es geht auch darum, wie wir mit anderen Menschen umgehen sollten.

Wir werden immer dann besonders überzeugend wirken,
wenn unser Reden und unser Handeln übereinstimmen.

Ich kann nichts mit Menschen anfangen, die mit leuchtenden Augen in einer Kirchengemeinde sitzen und einem Vortrag darüber lauschen, wie wir die Welt zum Guten verändern können, die aber abends keine Zeit finden, um ihren Kindern etwas vorzulesen, die alte einsame Nachbarin einmal zum Kaffeetrinken einzuladen oder keine Zeit haben, wenn ihnen jemand sein Leid klagen möchte und Trost sucht.

Ihr Lieben,

ich wünsche Euch nun ein rundum ruhiges gesegnetes Wochenende und grüße Euch aus dem wunderschönen Bremen

Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen


Donnerstag, 28. Juni 2012

Eine Schneeflocke kann so viel bewirken und Du kannst viel mehr leisten als eine Schneeflocke!


www.karwendel.net
Ihr Lieben,

keine Sorge, mir hat die Hitze nicht das Gehirn vernebelt, aber in der heutigen Geschichte von James Keller spielen Schneeflocken die Hauptrolle:

„Die Macht der Schneeflocken“

„Schneeflocken hielten einen Zug an!
Millionenfach gehäuft hielten sie im letzten Winter den Stromlinienzug „City of San Francisco“ in der Sierra Nevada an.

Drei Tage lang waren auf diese Weise 232 (!) Menschen von der übrigen Welt abgeschnitten. Schließlich erreichten Rettungstrupps die Schneeflügen den Zug und Personenautos und Busse brachten die frierenden Männer, Frauen und Kinder in Wärme und Sicherheit.

Es ist erstaunlich, dass winzige, unendlich zarte, fast gewichtlose Schneeflocken eine so große Macht haben. Ihre äußere Erscheinung trügt, denn in großer Zahl vereint, besitzen sie eine ungeheure Kraft.


Ihr Lieben,

ich habe es als Kind geliebt, wenn es draußen schneite. Dann vergaß ich alles um mich herum, alle meine Probleme und Sorgen und genoss es, dem Herabfallen der Schneeflocken zuzusehen.  

Oft versuchte ich, mit meinen kleinen Händen Schneeflocken aufzufangen. Aber kaum hatte ich sie in meiner Hand, so schmolzen sie schon durch die Wärme meiner Hände dahin. Ich erinnere mich noch an die Leichtigkeit der Schneeflocken, die kaum etwas, ja fast nichts wogen.

Von daher denkt man doch, dass Schneeflocken niemandem etwas anhaben können.
Aber wie oft hören wir im Winter, dass der Verkehr zum Erliegen gekommen ist, dass Autos verunglückt sind, dass Menschen unter Schneelawinen verschüttet worden sind oder dass, wie in unserer Geschichte, ein Zug nicht weiterfahren kann, weil Schneemassen die Schienen blockieren.

Die einzelne Schneeflocke ist klein, hat kaum Gewicht, kann nicht viel bewirken, 
www.wasserforschung.de
aber zusammen mit ihren Artgenossinnen bewirkt sie Großes, ja fast Ungeheuerliches!

Über dem Schreibtisch einer großartigen Frau, die ich sehr schätze, hängt in einem wunderschönen Goldrahmen die exakte Nachbildung einer Schneeflocke in Silber.
Als ich sie fragte, was diese Schneeflocke für sie bedeute, sagte sie zu mir:

Werner, diese Schneeflocke schenkt mir immer wieder Mut, gibt mir immer wieder neue Hoffnung, wenn ich einmal verzagen oder sogar aufgeben möchte. Denn an der Schneeflocke wird mir klar, dass in uns allen eine große Kraft, ja eine gewaltige Macht verborgen ist. 
 
Die Kraft, die Macht, die große Schneemassen haben, sind in der einzelnen Schneeflocke schon angelegt. 

Und so ist das auch mit uns Menschen: Wir fühlen uns oft schwach, nichts wert, zu nichts nütze. Wir glauben, mit unseren geringen Mitteln nicht ändern zu können in dieser Welt. 

Aber statt aufzugeben und zu verzagen, sollten wir jeden Tag an die kleine Schneeflocke denken und uns klar machen, dass wir als Einzelne, selbst  wenn wir uns nicht mit einem Nelson Mandela oder einer Mutter Theresa vergleichen oder messen können, unendlich viel mehr leisten können als eine einzelne Schneeflocke!“

Und dann fügte sie noch hinzu:
 
Wenn doch nur noch mehr Menschen das Geheimnis der Schneeflocken begreifen würden!
Denn so wie jeder einzelne Mensch millionenfach mehr leisten kann als eine einzelne Schneeflocke, so könnte in dieser Welt so viel zum Guten bewirkt werden, wenn sich die Menschen, die etwas bewirken wollen, sich zusammenschließen würden wie die Schneeflocken.

Wenn schon die einzelne Schneeflocke, die im Vergleich mit dem einzelnen Menschen millionenfach schwächer ist als der Mensch, in Zusammenarbeit mit ihren Verwandten dafür sorgen kann, dass Züge zum Stehen kommen, der Autoverkehr zum Erliegen kommt und Autos verunglücken und Äste von Bäumen abbrechen, wie unendlich viel mehr Gutes könnten wir Menschen in dieser Welt bewirken, wenn wir, der Schneeflocke folgend, uns mit anderen Menschen zusammentun würden.

Ihr Lieben,

ich wünsche Euch einen fröhlichen, „schneefreien“ (J) Abend und grüße Euch herzlich aus Bremen

Euer zuversichtlicher Werner

Quelle: Karin Heringshausen



Mittwoch, 27. Juni 2012

Beerdige niemals Deine Träume!



Ihr Lieben,

heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Helmut Jaschke erzählen:

„Die Geschichte vom Baum und vom Vogel“

„Es geschah einmal, dass aus der Erde eine kleine Pflanze emporwuchs.
Sie freute sich so über das Licht und die Luft, dass sie mit allen Kräften sich entfaltete und größer und größer und größer wurde. Ja, bald konnte man sehen, wie ein kleiner Baum dastand, mit zarten Zweigen und Blättern, in einem wunderschönen Grün.

Eines Tages aber ließ das Bäumchen seine Blätter traurig hängen und auch die kleinen Äste neigten sich zur Erde.

Ein Vogel, der in dieser Gegend gerne in den Zweigen der Bäume sang, merkte das, flog auf einen der Äste und fragte den jungen Baum, was geschehen sei.

Ach“, klagte er, „ich will nicht mehr weiter wachsen. Wenn ich alle die schönen, großen, starken Bäume rund um mich sehe, wie sie ihre mächtigen Zweige gegen den blauen Himmel recken, dann denke ich tief in meinem Inneren: Das schaffst Du nie!“

Der Vogel wiegte sich eine Weile auf dem biegsamen Ast, während er nachdachte. Dann sagte er: „Du musst Geduld haben. Jeden Tag bekommst Du genau so viel Sonne, Regen und Wind, wie Du gerade brauchst. Nimm das an und sei zufrieden! Alles andere wird sich finden.“


Ihr Lieben,

in diesem Tagen traf ich einen jungen Mann, der nach seinem Abitur vorhatte, ein Jahr rund um die Welt zu reisen. Dieser junge Mann ist sehr genügsam, aber ganz ohne Geld ist es auch in heutiger Zeit nicht möglich, rund um die Welt zu reisen, auch wenn man noch so bescheiden ist. Unterstützung durch seine Familie kann er nicht erwarten.

Ich werde wohl meinen großen Traum beerdigen müssen“, sagte der junge Mann zu mir und tiefe Traurigkeit kennzeichnete sein Gesicht. Da ich sehr viele Beziehungen in Bremen habe, gelang es mir, ihm innerhalb einer Woche einen Job für die Sommermonate zu beschaffen, bei dem er sich das benötigte Taschengeld für die Reise verdienen kann.

Ich erzähle das hier aus zwei Gründen:
Da ist die traurige Feststellung des jungen Mannes: „Ich werde wohl meinen großen Traum beerdigen müssen“. „Beerdigen“ – das geschieht normalerweise, wenn ein Mensch gestorben ist, wenn sein Leben zu Ende ist und er zur letzten Ruhe gebettet wird.

Wenn der junge Mann also feststellt, dass er wohl seinen Traum beerdigen muss, dann ist das doppelt traurig:
Zum einen ist es traurig, dass er im Moment der Enttäuschung aufgibt, weil er über das benötigte Geld nicht verfügt, zum anderen ist es traurig, weil er seinen Traum beerdigt. Beerdigen aber bedeutet in diesem Zusammenhang, den Traum vollständig aufzugeben.

Ihr Lieben,

Wünsche und Träume sind ganz wichtig für unsere Leben, sie sind unser Lebensmotor, unsere Motivation. Sie lassen uns aktiv werden.

Nun kann es aber geschehen, dass wir aus unterschiedlichen Gründen keine Chance sehen, unsere Wünsche, unsere Träume im Augenblick zu verwirklichen, sei es, dass uns die nötige Unterstützung fehlt, dass uns die nötigen Geldmitteln fehlen oder dass wir im Moment nicht die nötige Kraft haben, um unsere Wünsche und Träume zu verwirklichen.
Entscheidend ist aber, dass wir in solchen Augenblicken, in denen wir momentan unsere Träume und Wünsche nicht verwirklichen können, aus der Enttäuschung heraus unseren Wunsch, unseren Traum beerdigen. 

Das aber ist falsch! 

Haltet an Euren Wünschen und Träumen fest. Wenn sie heute nicht zu verwirklichen sind, dann wird vielleicht eines Tages der Zeitpunkt kommen, an dem Ihr sie verwirklichen könnt. Das geht aber nicht, wenn Ihr sie beerdigt habt!

Der zweite Grund, warum ich heute Abend diese Geschichte erzählt habe, ist dieser:
Neben dem großen Fehler, den Traum, den Wunsch zu beerdigen, begehen die Menschen, die Träume und Wünsche haben, immer wieder den Fehler, sich mit anderen Menschen zu vergleichen.

Als ich vor vielen Jahren Handballjugend trainierte, da kam eines Tages ein Junge, Heiko Ludewig, zu mir, der unter zeitweiligen spastischen Lähmungen litt, der kaum einen anderen Menschen anblicken konnte aufgrund seines fehlenden Selbstvertrauens und der keine drei Meter weit laufen konnte, weil alle, mit Ausnahme seiner Eltern, immer wieder zu ihm gesagt hatten: „Du kannst das nicht!

Dieser Junge hatte tief in sich drinnen einen großen Wunsch:
Er wollte unbedingt Handball spielen.


Hätte dieser Junge sich nun mit den besten Spielern meiner männlichen B-Jugend verglichen oder gar mit Handballnationalspielern, die er bei Länderspielen im Fernsehen sah, dann hätte er niemals seinen Traum, seinen glühenden Wunsch verwirklichen können, denn er hatte von seinen körperlichen Voraussetzungen keine Chance, so gut wie diese zu werden.

Dieser Junge aber hielt an seinem Traum fest, er gab ihn nicht auf.

Nachdem sich mehrere Trainer anderer Jugendmannschaften geweigert hatten, diesen Jungen in ihren Mannschaften mitspielen zu lassen, rief mich der Vater an, ob ich den Versuch wagen würde.

Ich hatte damals eine menschlich ganz feine männliche B-Jugend und wir haben Heiko gerne aufgenommen. Die Mannschaftkameraden haben Heiko unterstützt, wo immer sie konnten, und ich habe ihm jede Unterstützung und Ermutigung gegeben, die er brauchte.

Als Heiko uns am Ende der Jugendzeit verließ, konnte er jedem Menschen offen und ohne Scheu ins Gesicht blicken, er konnte für seine Verhältnisse richtig schnell laufen, weil die Lähmungen nachließen, und er spielte für seine Verhältnisse und von seiner Begabung ausgehend fast weltmeisterlich Handball!

Deshalb Ihr Lieben, haltet an Euren Träumen und Wünschen fest, gebt sie niemals auf, vor allem aber, beerdigt niemals Eure Träume oder Wünsche, denn es kann der Tag kommen, wo Ihr bereut, sie beerdigt zu haben.


Ich wünsche Euch einen zuversichtlichen Abend und morgen einen hoffnungsvollen Tag

Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Quelle: Karin Heringshausen