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| Quelle: Helmut Mühlbacher |
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Christoph Georges
erzählen:
"Das Geschenk des Bettlers"
"Ich ging die Straße hinunter. Auf halbem Wege hielt
mich ein bedürftiger, gebrechlicher Greis mich. Seine Augen waren entzündet und
tränten, seine Lippen waren aschfahl, zerfetzte Lumpen bedeckten seinen Körper
und verbargen kaum zahlreiche unsaubere Wunden...
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Oh, wie schrecklich hatte die Not dieses unglückliche
Geschöpf verunstaltet!
Er streckte mir seine gerötete, verschwollene, schmutzige
Hand hin mit der stummen Bitte um eine kleine milde Gabe. Er stöhnte, er ächzte
um Hilfe.
Ich begann, all meine Taschen zu durchsuchen, aber weder
Geldbeutel, noch Uhr, nicht einmal das Taschentuch waren da. Ich hatte nichts
mitgenommen.
Der Bettler aber wartete noch immer und seine ausgestreckte
Hand bebte und zitterte vor Schwäche.
Verwirrt und verlegen ergriff ich mit kräftigem Druck diese
schmutzige, zitternde Hand. "Zürne mir nicht, lieber Bruder“, sagte ich, “ich habe gar nichts bei mir,
mein Bruder."
Der Bettler richtete seine entzündeten Augen auf mich und
ein Lächeln kam auf seine fahlen Lippen und dann drückte auch er meine
erkalteten Finger.
"Lass es gut sein, lieber Bruder", antwortete er
leise, „auch dafür bin ich Dir dankbar.
Auch das ist eine Gabe, mein Bruder."
Auch das ist eine Gabe, mein Bruder."
Da fühlte ich, dass auch ich von dem Bettler eine Gabe
empfangen hatte."
Ihr Lieben,
in unserer heutigen Zeit sieht man es immer seltener, dass
sich Menschen zur Begrüßung oder zum Abschied die Hand reichen. Als Hauptgrund
wird die Gefahr genannt, sich dadurch, dass man einem anderen Menschen die Hand
reicht, sich einen Infekt oder eine sonstige Krankheit einhandeln zu können.
Diese Begründung sagt sehr viel aus über den heutigen Umgang
der Menschen miteinander.
Wenn ich einem anderen Menschen nicht die Hand reiche, weil ich Angst habe, mich mit irgendeiner Krankheit anstecken zu können, dann beziehe sich das Leben allein auf mich, nur ich bin dann wichtig.
Wenn ich einem anderen Menschen nicht die Hand reiche, weil ich Angst habe, mich mit irgendeiner Krankheit anstecken zu können, dann beziehe sich das Leben allein auf mich, nur ich bin dann wichtig.
Wenn ich aber einem anderen Menschen die Hand reiche, dann
kann ich mich zwar anstecken, aber dafür stelle ich das DU in der Vordergrund.
Ich signalisiere dem anderen Menschen mit meinem Händedruck: „Du bist mir
wichtig!“ „Ich bringe Dir Respekt entgegen!“ „Ich behandele Dich wie
meinesgleichen!“
Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand geweigert hat,
meine Hand, die ich ihm entgegengestreckt habe, zu ergreifen. Aber ich habe
schon sehr oft erlebt, dass sich Menschen gefreut haben, wenn ich sie mit
Handschlag begrüßt habe.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, wenn ich durch die
Stadt gehe, was gelegentlich vorkommt, den einen oder anderen Obdachlosen, der
am Straßenrand sitzt, mit Handschlag zu begrüßen und mit ihm ein Gespräch zu
führen.
Ein solches Gespräch kostet mich nur wenige Minuten, es löst
aber meist große Freude aus, weil der Obdachlose sich darüber freut, dass er
als Mensch geachtet und respektiert wird.
Manchmal, wenn es meine Zeit erlaubt, lade ich dann den einen oder anderen
Obdachlosen zum Essen in einem Restaurant ein und dann plaudern wir 1 bis 2
Stunden über Gott und die Welt.
Nichts verbindet Menschen so wie ein gemeinsames Essen.
Nichts verbindet Menschen so wie ein gemeinsames Essen.
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Wir sollten damit beginnen, in dem anderen Menschen ein
liebenswertes Geschöpf zu sehen, der genauso viel wert ist wie wir selbst. Es gibt
so viele Menschen in unserem Alltag, die sich darüber freuen, wenn wir ihnen
mit Liebe und Zuwendung begegnen.
Ich wünsche Euch eine zweite Wochenhälfte mit zahlreichen fröhlichen
Begegnungen und grüße Euch herzlich aus dem schönen Bremen
Euer fröhlicher Werner
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| Quelle: Karin Heringshausen |





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