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| Quelle: Astrid Müller |
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Tim Kimmel
erzählen, die, wie ich herausgefunden habe, auf einer wahren Begebenheit
beruht:
„Liebe, die Mauern überwindet“
„Wenn Sie so empfinden wie Catherine Lewis für die Insassen
des Zuchthauses Sing Sing, dann können Sie sich sicher sein, dass Ihre Liebe
echt ist.
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| www.wikipedia.org |
Als ihr Mann Lewis 1920 zum Direktor dieses berüchtigten
Hochsicherheitsgefängnisses ernannt wurde, war sie eine junge Mutter mit drei
Töchtern. Alle rieten ihr davon ab, jemals einen Fuß in das Gefängnis zu
setzen. Aber sie ließ diese Warnungen außer Acht.
Als das nächste
Basketballspiel der Häftlinge stattfand, ging sie schnurstracks ins Gefängnis,
ihre drei Töchter im Schlepptau und setzte sich zwischen die Insassen auf der
Tribüne.
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| www.lichtdieserwelt.de |
Einmal sagte sie: „Mein Mann und ich kümmern uns jetzt um
diese Männer und sie werden sich auch um mich kümmern! Es besteht kein Grund
zur Sorge.“
Als sie hörte, dass einer der verurteilten Mörder blind war,
brachte sie ihm Blindenschrift bei, damit er in seiner Zelle lesen konnte.
Später erfuhr sie, dass auch Gehörlose unter den Inhaftierten waren. Also
erlernte sie die Gebärdensprache, um sich mit ihnen unterhalten zu können.
Sechszehn Jahre lang öffnete sie mit ihrem Handeln die
Herzen der harten Männer von Sing Sing immer weiter. Im Jahr 1937 konnte die
Welt schließlich sehen, was ihre Liebe bewirkt hatte.
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| www.wikipedia.org |
Die Häftlinge wussten sofort, dass etwas nicht stimmte, als
Lewis Lawes nicht zur Arbeit erschien. Schnell sprach sich herum, dass
Catherine bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Am nächsten Tag wurde
sie zuhause aufgebahrt, eine dreiviertel Meile vom Gefängnis entfernt.
Als der Gefängnisdirektor am Morgen seine Runde machte,
bemerkte er eine große Menschenansammlung am Tor. Alle Insassen standen dicht
gedrängt am Zaun.
Er blickte in tränenüberströmte Gesichter und feierliche Mienen.
Niemand von ihnen sprach ein Wort.
Keiner von ihnen bewegte sich.
Sie waren alle gekommen, um der Frau, die ihnen ihre Zuneigung geschenkt hatte,
so nah wie möglich zu sein.
Der Gefängnisdirektor traf eine außergewöhnliche
Entscheidung.
„Also gut, Männer, Ihr dürft hingehen. Aber heute Abend erwarte ich Euch alle
wieder hier.“
Sie müssen bedenken, dass es sich bei diesen Männern um die
berüchtigtsten Gangster Nordamerikas handelte, um Mörder, Schwerverbrecher.
Viele von ihnen hatten lebenslänglich bekommen.
Aber der Gefängnisdirektor ließ für sie das Tor öffnen und
ohne Begleitung oder Aufseher hingen sie hinüber zum Haus von Catherine Lawes,
um dieser die letzte Ehre zu erweisen. Und bis auf den letzten Mann kehrten
alle zurück.“
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| Quelle: Karin Heringshausen |
Ihr Lieben,
ich erinnere mich noch genau, wie ich als 10-Jähriger
regelmäßig in Bremen heimlich mit meiner achtjährigen Freundin Gesine, die
übrigens einen Kopf größer und viel stärker als ich war, ins Kino ging, um
neben dem Spielfilm vor allem die vielen Wochenschauen zu sehen, die damals
noch angeboten wurden.
In diesen Wochenschauen wurde, wenn von Nordamerika die
Rede war, auch immer wieder einmal von dem berüchtigten Zuchthaus Sing Sing
berichtet. Und dann lieb mir jedes Mal ein Schauer über den Rücken.
Ich will ehrlich sein, ich weiß nicht, ob ich den Mut des
Gefängnisdirektors aufgebracht hätte.
Denn einfach alle Insassen aus einem Gefängnis herauszulassen, das war auch
schon damals nicht erlaubt! Deswegen beeindruckt mich die Tat des Direktors
umso mehr.
Allerdings war eines damals besser als heute:
Wenn dieser Direktor eine solche Maßnahme ergriff, dann war das erst einmal
seine Sache, man sprach in einem solchen Fall davon, dass er die Sache „auf
seine Kappe“ nahm. Nur wenn es schief ging, wurde er zur Verantwortung gezogen.
Heute würde in einem solchen Fall sofort die
Staatsanwaltschaft ermitteln und trotz des guten Ausgangs hätte der Direktor
eine Strafe und ein Disziplinarverfahren zu erwarten.
Ich würde mir in heutiger Zeit mehr Menschen mit einem
solchen Mut wünschen.
Aber das Wichtigste in unserer heutigen Geschichte ist, dass wir erkennen, wie
sehr die Liebe die Welt verändern kann.
Trotz allem, was ich an Schrecklichem in meiner Kindheit und
Jugend erlebte, war ich dennoch immer tief in meinem Inneren von dem Gedanken
beseelt, es könne sich doch eines fernen Tages einmal alles zum Guten wenden.
Und weil liebe Menschen mir Zuwendung schenkten, mich
liebten in meiner ganzen Kümmerlichkeit und Ängstlichkeit, weil sie mich
umarmten mit ihrer Liebe und Freundlichkeit und in mir das Feuer der Zuversicht
und Hoffnung entzündeten, gelang es mir eines Tages, dem Horror zu entkommen
und zu einem fröhlichen und lebensbejahenden erwachsenen Menschen
heranzuwachsen.
Und wenn ich heute meine Geschichten hier erzähle und versuche, im Alltag Liebe
zu praktizieren, so geschieht das nur aus einem Grund.
Weil ich selbst das
beste Beispiel bin, was Liebe zu verändern vermag und weil ich aus Dankbarkeit
ein wenig von der Liebe weitergeben möchte, die ich selbst erfahren habe.
Ihr Lieben,
Ich wünsche Euch morgen einen Tag voller Liebe und Hoffnung
und seid lieb und herzlich aus Bremen gegrüßt.
Euer fröhlicher Werner
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| Quelle: Karin Heringshausen |