3080 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.087 Geschichten und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Samstag, 4. August 2012

Auf Deine Blickrichtung kommt es an!


Ihr Lieben,

ich möchte Euch heute Abend eine Geschichte von Katharina Seidel erzählen:

„Kein Selbstmitleid“

„Um einen kleinen Jungen herum, der an der Straßenecke stand, sprang und hüpfte ein kleiner Hund mit – sehe ich recht? – nur drei Beinen.

„Dein Hund hat ja nur drei Beine!“, entfuhr es mir.
„Das vierte“, entgegnete der Junge, „hat er bei einem Unfall verloren.“

Er ist aber sehr munter trotz dieses Schadens“, staunte ich, „wie macht er das nur?“
Er hat kein Mitleid mit sich selbst“, entgegnete der kleine Junge ein wenig altklug.“


Ihr Lieben,

Das Wort Selbstmitleid hat in Deutschen einen negativen Klang.

Ich kann das nicht so ganz verstehen.

Wenn wir einen Unfall erlitten haben, wenn wir eine schwere Krankheit durchlitten haben, wenn wir einen geliebten Menschen verloren haben, dann – so denke ich- dürfen wir auch Mitleid mit uns selbst haben, dann dürfen wir auch traurig sein, dann dürfen wir auch weinen, dann dürfen wir uns einen Auszeit nehmen, um uns mit dem Unfall, der Krankheit oder dem Verlust des geliebten Menschen auseinanderzusetzen. Selbstmitleid ist also nicht grundsätzlich etwas Schlechtes.

Es gibt aber im Deutschen einen sprachlichen Ausdruck, der uns verdeutlicht, wo die Gefahr des Selbstmitleids lauert: „Der ertrinkt ja in seinem Selbstmitleid!

Jetzt im Sommer, wenn es warm draußen ist, dann fahren viele Menschen an einen schönen See oder an ein Meer, um darin zu schwimmen. Grundsätzlich ist ein See und ein Meer etwas Wundervolles, um darin zu schwimmen. Wichtig aber ist, dass wir darauf achten, bei einem See oder Meer nicht zu weit hinauszuschwimmen, denn sonst geraten wir in Gefahr zu ertrinken.

Das ist also das Entscheidende:
Der See bzw. das Meer, die uns so viele Freude beim Schwimmen bereiten können, können für uns zur tödlichen Gefahr werden, wenn wir nicht aufpassen.

Dasselbe gilt für das Selbstmitleid:
In Zeiten der Krankheit, eines Unfalls oder eines Verlustes eines geliebten Menschen kann Selbstmitleid durchaus angebracht sein, aber wir dürfen nicht darin „baden“, denn sonst können wir im Selbstmitleid ertrinken.

Bei einem Unfall, einer Krankheit, dem Verlust eines geliebten Menschen ist es wichtig, nach einer Zeit der Trauer, nach einer Zeit des Weinens, nach einer Auszeit den Blick wieder nach vorne zu richten. 

Auch wenn uns durch eine Krankheit oder durch einen Unfall die Zukunft nicht in einem rosigen Licht erscheint oder wenn wir meinen, wir könnten nicht über den Verlust des geliebten Menschen hinwegkommen, dann sollten wir handeln wie der kleine Hund in unserer Geschichte.

Er fragt nicht nach dem Warum seine Unfalls.
Die Frage nach dem Warum ist deshalb so lähmend, weil es keine Antwort darauf gibt.
 
Der Hund in unserer Geschichte richtet den Blick nach vorne und macht sich die Möglichkeit klar, die er noch hat, nämlich auf drei Beinen zu laufen.

Oft ähneln wir auch einem dreibeinigen Hund, oft meinen wir auch, uns müde, ausgelaugt oder krank in eine Ecke legen zu müssen, aber das tut uns nicht gut.

Unser Leben lechzt nach Freude, nach Liebe, nach Zuwendung, nach Ermutigung, nach Zuversicht.
 
All das ist aber nicht zu finden, wenn wir uns auf Dauer(!) dem Selbstmitleid hingeben.
Deshalb lasst uns mutig den Blick nach vorne richten und niemals aufgeben.
 
Deshalb lasst uns dankbar in den neuen Tag gehen, dankbar für die Möglichkeiten, die wir noch haben. 

Freude, Liebe, Zuwendung, Ermutigung und Zuversicht finden wir niemals im Selbstmitleid, aber in der Begegnung mit anderen Menschen.
 
Wenn wir uns um andere Menschen kümmern, ihnen unsere Liebe schenken, in ihr Leben das Licht der Freude hineintragen, dann wird auch unser Leben wieder hell, wieder hoffnungsvoll, wieder lebenswert, wieder fröhlich.

Denn das ist das große Geheimnis des Lebens:
Wer anderen Menschen Liebe schenkt und den Blick nach vorne richtet, der vergisst das, was hinter ihm liegt, der kommt über die Nöte und Schwierigkeiten in seinem Leben hinweg und bekommt von anderen Menschen viel Liebe geschenkt.

Ich wünsche Euch allen von ganzem Herzen einen gesegneten Sonntag und grüße Euch ganz herzlich aus Bremen

Euer fröhlicher Werner 
Quelle: Karin Heringshausen

 

2 Kommentare:

  1. "Selbstmitleid" ist so ein Wort, dass an sich schon runter zieht, Trauer ist etwas ganz anderes, Trauer ist ein mehr oder weniger kurzes Abschied nehmen von jemandem oder etwas, was wir geliebt haben, mal ist es ein Mensch, mal eine Gewohnheit...
    Aber mit-leiden-mit sich selbst? Ändert das etwas? Geht es dem Kranken, mit dem wir da mit-leiden besser? Kommt derjenige zurück, den wir vermissen? na ja, als Person sicher nicht, aber oft begegnet uns in einem anderen Menschen das wieder, was wir am anderen so geschätzt und geliebt haben, den Humor, die Begleitung, den Mut, die Ideen, was auch immer... aber im wie auch immer Leid fällt uns das nicht auf... im Gegenteil, da stört Kinderlärm - ihr ansteckendes Lachen wird überhört - da stören die Gespräche oder Feiern der Nachbarn - mit dem geliebten Vermissten waren feiern schön...

    und manchmal sind wir so verletzt, dass wir rundherum alles zu kontrollieren versuchen, aus Angst, wieder verletzt zu werden, wieder allein gelassen zu werden und manchmal geht das so weit, dass wir nicht einmal mehr Berührungen zulassen können, echte Nähe wird zur Bedrohung.. weil etwas tief im Herzen fehlt - das Vertrauen...

    Heute habe ich von jemandem gehört, wie er über Tod gesprochen hat und wie Gott es doch zulassen kann in einer Welt, in der es nahezu perfekte Bedingungen gibt für fast alles, dass eine junge Mutter von drei kleinen Kindern an Krebs stirbt - so als wäre Tod eine Strafe Gottes, so als wäre es das Schlimmste, was passieren kann (normalerweise spricht er auch anders über Tod). Aber wer hat denn das Recht zu verlangen, dass eine Mutter bleibt, wenn sie sich - aus welchem Grund auch immer - voller innerer Wut zerfressen läßt, weil sie überfordert ist, weil sie eine Last trägt, die sie nicht loslassen kann - und hat nicht jeder schon mal gewünscht, dass einfach alles vorbei ist, weil es eben nicht so geht, wie man es erwartet ... obwohl die Bedingungen scheinbar perfekt sind und weil wir gerade deshalb zu feige oder zu ängstlich sind, Gott auch noch um das zu bitten, was wir uns von Herzen wünschen, manchmal nur eine Kleinigkeit, manchmal etwas Wichtiges, aber immer würde er es uns geben, manchmal direkt, manchmal schickt er einen Helfer und wir brauchen keine Angst haben, er nimmt uns nicht das Besondere weg, dass er vorher uns gegeben hat, unsere Individualität, unsere besondere Gabe. Selbstmitleid brauchen wir auf jeden Fall nur dann, wenn wir eine Ausrede brauchen, dass gerade wir jetzt keine Kraft, keine Zeit etc. haben, etwas "loszulassen", damit wir die Hände wieder frei haben, die Gabe anzunehmen, die uns geschickt wird oder den Helfer zu begrüßen...
    Trauer, Erschöpfung usw., das finde ich in Ordnung und Zeit zum Danken ist auch wichtig.

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    1. Danke für das aufrütteln vieler leidenden Menschen.Es ist wirklich nicht einfach aus einem Tal der Tränen und Trauer heraus finden.

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