3129 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.149 Beiträge und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Sonntag, 7. Dezember 2025

Geschichte: Die Kaninchen, die immer schuld waren

 

Quelle: Helmut Mühlbacher

Ihr Lieben,

ich möchte Euch heute eine Geschichte von James Thurber erzählen:

„Die Kaninchen, die immer schuld waren“

„Es war einmal – selbst die jüngsten Kinder erinnern sich noch daran – eine Kaninchenfamilie, die unweit von einem Rudel Wölfe lebte.
Die Wölfe erklärten immer wieder, dass ihnen die Lebensweise der Kaninchen ganz und gar nicht gefalle (von ihrer eigenen Lebensweise waren die Wölfe begeistert, denn diese war nach ihrer Meinung die einzig richtige).

Eines Nachts fanden mehrere Wölfe bei einem Erdbeben den Tod und die Schuld daran wurde den Kaninchen zugeschoben, die ja, wie jedermann weiß, mit ihren Hinterbeinen auf den Erdboden hämmern und dadurch Erdbeben verursachen.

In einer anderen Nacht wurde einer der Wölfe vom Blitz erschlagen und schuld daran waren wieder die Kaninchen, die ja, wie jedermann weiß, Salatfresser sind und dadurch Blitze verursachen.

Die Wölfe drohten, die Kaninchen zu zivilisieren, wenn sie sich nicht besser benähmen, und die Kaninchen beschlossen, auf eine einsame Insel zu flüchten.

Die anderen Tiere aber, die weit entfernt wohnten, redeten den Kaninchen ins Gewissen. Sie sagten: „Ihr müsst Eure Tapferkeit beweisen, indem Ihr bleibt, wo Ihr seid. Dies ist keine Welt für Ausreißer. Wenn die Wölfe Euch angreifen, werden wir Euch zur Hilfe eilen – höchstwahrscheinlich jedenfalls.“

So lebten die Kaninchen weiterhin in der Nachbarschaft der Wölfe.
Eines Tages kam eine schreckliche Überschwemmung und viele Wölfe ertranken. Daran waren die Kaninchen schuld, die ja, wie jedermann weiß,
Mohrrübenknabberer mit langen Ohren sind und dadurch Überschwemmungen verursachen.

Die Wölfe fielen über die Kaninchen her – natürlich um ihnen zu helfen – und sperrten sie in eine finstere Höhle – natürlich nur, um sie zu beschützen.

Wochenlang hörte man nichts von den Kaninchen und schließlich fragten die anderen Tiere bei den Wölfen an, was mit ihren Nachbarn geschehen sei. Die Wölfe erwiderten, die Kaninchen seien von ihnen gefressen worden, und bei der Tatsache, dass sie gefressen worden seien, handele es sich um eine rein innere Angelegenheit der Wölfe.

Die anderen Tiere drohten jedoch, sich unter Umständen gegen die Wölfe zusammenzuschließen, wenn die Vernichtung der Kaninchen nicht irgendwie begründet würde. Also gaben die Wölfe einen Grund an. „Sie versuchten auszureißen“, behaupteten die Wölfe, „und wie Ihr wisst, ist dies keine Welt für Ausreißer.“
Quelle: Helga und Gerd Steuer
Ihr Lieben,

wenn man diese Geschichte liest, dann weiß man nicht genau,
ob man weinen oder lachen soll.


Die Geschichte der Kaninchen kommt mir sehr bekannt vor. Als junger Mensch hat man mir auch alle Schuld aufgeladen, es gab kaum etwas, an dem  ich nicht schuld war. 
Ich war sogar schuld an Dingen, an denen ich gar nicht schuld sein konnte. 
 
Auch in der Politik begegnen uns zur Zeit von vielen Seiten solche Behauptungen, indem anderen die Schuld für das eigene Versagen zugeschoben wird. 

Wenn einem Menschen Schuld für etwas aufgeladen wird, an dem er gar nicht schuld ist, dann bezeichnet man einen solchen Menschen als einen Sündenbock. 

Andere Menschen benutzen einen solchen Sündenbock gerne dazu, Schuld, für die sie sélbst geradezustehen haben, auf einen anderen, unschuldigen Menschen abzuwälzen.

Jeder von uns lädt in seinem Leben Schuld auf sich. 
Wir begehen Fehler, wir werden schuldig an anderen Menschen, 
wir haben Verantwortung für etwas übernommen, haben aber versagt.

Und an dieser Schuld, an dieser Verantwortung haben wir schwer zu tragen, wenn wir sie ernst nehmen. Die eigene Schuld ernst zu nehmen, bedeutet, sich mit dem anderen Menschen auszusprechen, Frieden zu suchen, um Verzeihung zu bitten, einer Versöhnung zuzustimmen.

Quelle: Karin Heringshausen

Aber mir sind in meinem Leben schon viele Menschen begegnet, die übernehmen nicht nur die Verantwortung für das, was sie getan haben, sondern die lassen sich auch noch Etliches an Schuld aufladen für Dinge, die sie gar nicht zu verantworten haben.


Und irgendwann werden die Last der eigenen Schuld und die Last der ungerechtfertigten Schuld zu schwer und diese Menschen brechen unter der Last, die auf ihrer Seele liegt, zusammen.

Reinhold Niebuhr hat einmal in einem anderen Zusammenhang ein wundervolles Gebet formuliert:

Gott, gib mir Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Gib mir den Mut, die Dinge zu ändern, die ich zu ändern vermag, und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“

Ich möchte dieses Gebet im Zusammenhang der Schuld etwas umformulieren:
„Gott, gib mir die Kraft und die Standfestigkeit, die Verantwortung für die Dinge zu übernehmen, für die ich wirklich verantwortlich bin.
Gib mir aber auch den Mut, die Verantwortung für die Dinge zurückzuweisen, für die ich nicht verantwortlich bin, und schenke mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Quelle: Raymonde Graber


Ihr Lieben,

lasst uns in unserem Leben zu den Dingen stehen, die in unseren Verantwortungsbereich fallen.

Lasst uns zu dem stehen, was wir getan haben, lasst uns dazu stehen,
wenn wir an anderen Menschen schuldig geworden sind.

Entscheidend ist dabei, dass wir mit dieser Last nicht lange herumlaufen, denn wir können diese Last wieder loswerden, indem wir das Gespräch mit dem Menschen, an dem wir schuld geworden sind, suchen, indem wir ihn um Verzeihung bitten und uns zur Versöhnung bereit erklären.

Ebenso wichtig ist aber auch, dass wir die Schuld, die uns andere aufladen wollen und für die wir gar keine Verantwortung tragen, von uns weisen. 
Es ist wichtig, dass wir uns weigern, uns eine Last aufbürden zu lassen, an der wir nicht schuld sind.
 
Quelle: Werner Forneberg

Ihr Lieben,
Ich wünsche Euch in der neuen Woche befreite Tage, Tage der Versöhnung und des Verzeihens, Tage des inneren Friedens und der Freude und weiter eine fröhliche Adventszeit und ich grüße Euch herzlich aus Bremen

Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen

 



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