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| Quelle: Helmut Mühlbacher |
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute eine Geschichte von Emily Pearl
Kingsley erzählen:
„Willkommen in Holland“
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| www.autismus-kultur.de |
„Stellen Sie sich doch bitte einmal vor, Sie planen einen
fabelhaften Urlaub und freuen sich auf die Reise nach Italien. Sie kaufen sich
einen Haufen Reiseführer und machen wundervolle Pläne.
Sie freuen sich auf das
Kolosseum, den Petersdom und den David von Michelangelo in Rom. Sie träumen von
dem Markusplatz und den Gondeln in
Venedig. Vielleicht lernen Sie sogar ein paar nützliche Redewendungen auf
Italienisch. Es ist alles sehr aufregend.
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| Markusplatz in Venedig www.italien-aktuell.de |
Nach Monaten freudiger Vorbereitungen ist der Tag
schließlich da. Sie packen Ihre Koffer, und los geht’s. Ein paar Stunden später
landet das Flugzeug. Die Flugbegleiterin kommt herein und sagt: Willkommen in
Holland.
Holland.
Holland, sagen Sie. Was meinen Sie mit Holland?? Ich habe
Italien gebucht. Ich sollte in Italien sein. Mein ganzes Leben lang habe ich davon
geträumt, nach Italien zu reisen.
Aber es hat eine Änderung des Flugplans gegeben. Sie sind in
Holland gelandet, und dort müssen Sie bleiben.
Das Entscheidende ist, dass man Sie nicht an einen
schrecklichen, widerwärtigen, ekligen Ort voller Hunger und Krankheit
verfrachtet hat. Es ist einfach nur ein anderer Ort.
Also müssen Sie losziehen und neue Reiseführer kaufen. Und
Sie müssen eine völlig neue Sprache lernen. Und Sie werden ganz andere Menschen
treffen, denen Sie sonst nie begegnet wären.
Es ist nur ein anderer Ort. Hier geht alles langsamer als in
Italien, weniger aufregend. Aber wenn Sie dort erst einmal eine Weile gewesen
und zu Atem gekommen sind, sehen Sie sich um… und Sie stellen fest, dass es in
Holland Windmühlen gibt,… und in Holland gibt es Tulpen. In Holland gibt es
sogar Rembrandts.
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| www.gerber-reisen.ch |
Doch all ihre Bekannten waren in Italien oder wollen dort
hin,… und sie alle prahlen damit, was für eine tolle Zeit sie da hatten. Und
bis ans Ende Ihres Lebens werden Sie sagen: Ja, dahin hatte ich auch gehen wollen.
So hatte ich es geplant.
Und dieser Schmerz wird niemals, wirklich niemals
vorübergehen… denn der Verlust dieses Traumes ist ein sehr, sehr
schwerwiegender Verlust.
Aber… wenn Sie Ihr Leben damit verbringen, der Tatsache nachzutrauern,
dass Sie nicht nach Italien gekommen sind, werden Sie niemals frei sein, die
ganz speziellen, wunderschönen Dinge zu genießen,… die es in Holland gibt.“
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| www.gerber-reisen.ch |
Ihr Lieben,
als ich das erste Mal nach Rom kam, das war im Jahre 1968,
da habe ich mich unsterblich in diese Stadt verliebt. Ich wohnte damals
zusammen mit einigen anderen jungen Leuten in einem Pilgerheim in Trastevere,
einem Stadtteil von Rom. Mir gefiel damals vor allem die unkomplizierte
Lebensart der Italiener.
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| www.planet-wissen.de |
Von daher kann ich es verstehen, wenn jemand unzufrieden ist, wenn er eine
Reise nach Italien geplant und gebucht hat und dann plötzlich in Holland
landet.
In unserem Leben kommt das häufiger vor, dass wir ein Ziel
haben, dass wir einen Traum haben und dass wir weder das Ziel erreichen, noch
den Traum verwirklichen können.
Die geplante „Reise“ führt also nicht an ihr Ziel.
Als ich mein Studium vor vielen Jahren in Göttingen
beendete, da wurde ich zu meiner großen Freude Dozent für Theologie an der
Universität Göttingen. Die Arbeit mit den jungen Studentinnen und Studenten
machte mir unendlich viel Freude.
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| www.goettingen.de |
Wir arbeiteten gemeinsam in Seminaren, wir
dachten nächtelang über den Sinn des Lebens nach, wir suchten nach Wegen, diese
Welt zum Guten zu verändern, wir feierten wundervolle Feste an Wochenenden auf
dem Schloss Adelebsen bei Göttingen und verzehrten bei diesen Festen manchen
halben Ochsen.
Leider war meine Anstellung als Dozent zeitlich befristet
und so endete meine Zeit nach 8 Jahren an der Universität. Die „Reise“, die ich
gerne fortgesetzt hätte, war zu Ende, eine neue „Reise“ begann.
Aber ich versank nicht in Enttäuschung und Resignation, sondern ich wandte mich
einem neuen Ziel zu, das mich zu meinem heutigen Beruf als Lektor führte, den
ich über alles liebe, und das mich zu diesem Blog und der wunderbaren Begegnung
mit Euch führte!
Es kommt in unserem Leben häufiger vor, dass wir andere Wege
einschlagen müssen, als wir das ursprünglich wollten. Aber wir sollten uns
diesen neuen Wegen nicht verschließen, denn auch neue Wege können reizvoll
sein.
Holland ist ein völlig anderes Land als Italien. Aber wer
einmal zur Tulpenblüte in Amsterdam war, weiß, wie wunderschön Holland sein
kann. Wer einmal Urlaub in Holland gemacht hat, weiß, wie reizvoll Radtouren
durch die dortige unberührte Natur sein können.
Holland ist völlig anders als Italien, aber auf seine Weise
ebenso schön.
Den Fehler, den wir Menschen leider häufig machen, ist, dass
wir, wenn wir ein Ziel nicht erreichen können, wenn wir einen Traum nicht
verwirklichen können, so traurig, so enttäuscht sind, dass wir nicht merken,
dass auch andere Ziele, auch andere Träume reizvoll sein können.
Dass das so ist, hat viel mit unserer falschen
Erwartungshaltung zu tun.
Ich las in diesen Tagen ein sehr gutes Wort von Bärbel Kiy:
Ich las in diesen Tagen ein sehr gutes Wort von Bärbel Kiy:
„Früher erwartete ich alles und konnte mich über kaum etwas
freuen.
Heute erwarte ich gar nichts und kann mich über alles freuen.“
Heute erwarte ich gar nichts und kann mich über alles freuen.“
Wenn wir ein Ziel haben, einen Traum haben, dann ist das
etwas Wundervolles, aber wir sollten nicht zu viel erwarten. Eine zu hohe
Erwartungshaltung bedeutet, dass ich mich nur mit dem besten Ergebnis zufriedengebe.
Ich habe z.B. einen guten Freund, der im Sommer gerne Radtouren macht. Regelmäßig
nimmt er sich aber zu große Tagesstrecken vor. Wenn er dann statt der geplanten
70 Kilometer pro Tag nur 50 Kilometer erreicht, dann ist er unzufrieden und
bezeichnet die Radtour am Ende als misslungen.
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| www.hundeschule-ludwigshafen.de |
Wichtig ist es, sich solche Ziele, wie z.B. solch eine
Radtour, zu setzen. Aber - um bei der Radtour zu bleiben - dann sollte die
eigene Erwartungshaltung heruntergeschraubt werden.
Wenn ich, um das Wort von Bärbel Kiy aufzunehmen, alles
erwarte, dann tritt schnell der Fall ein, dass ich enttäuscht bin. Wenn ich
aber wenig erwarte oder gar nichts, dann kann ich mich über jede Kleinigkeit
freuen.
Dann kann ich mich auf einer solchen Radtour über die
Blumen, die Vögel, die wundervollen Landschaften, durch die ich radele, freuen,
weil sich die Erwartungshaltung nicht auf die Erreichung des Tagespensums richtet,
sondern weil ich Zeit habe, die Schönheit der Natur zur Kenntnis zu nehmen.
Dann kann ich mich freuen über Begegnungen mit Menschen, die
ich kennenlerne auf meiner Radtour, weil ich mir Zeit nehmen kann für ein
Gespräch mit ihnen.
Dann kann ich das Essen in einem schön gelegenen
Landgasthaus in aller Ruhe genießen und muss nicht eine Currywurst eiligst
herunterschlingen, um schnell weiterradeln zu können.
Ihr seht, manchmal kann die Bereitschaft, weniger zu
erwarten, zu einer viel höheren Lebensqualität führen.
Ich habe das hier so ausführlich
erzählt, weil ich ursprünglich meine eigenen Radtouren auch danach geplant
habe, was ich an Kilometern pro Tag schaffen wollte. Erst nachdem ich meine
Erwartungen heruntergeschraubt hatte, begriff ich, wie wunderbar Radtouren
wirklich sein können.
Und manchmal bin ich auch der Einladung anderer Radfahrer gefolgt und habe
meine geplante Route verlassen und bin ihrem Weg gefolgt und habe so Dinge und
Menschen kennengelernt, die ich sonst niemals kennengelernt hätte.
Auch in unserem Leben sollten wir bereit sein, nicht immer
nur nach unseren großen Zielen und Träumen zu streben.
Wir sollten auch offen
sein für die Blumen am Weg, für die Menschen, die uns begegnen, für andere
Eindrücke und wir sollten immer daran denken:
Italien ist wunderschön, aber Holland auch.
Italien ist wunderschön, aber Holland auch.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch jeden Tag eine gute Reise durch Euer Leben.
Ich wünsche Euch jeden Tag liebevolle Begegnungen.
Ich wünsche Euch jeden Tag einen Brunnen von Hoffnung und Zuversicht.
Ich wünsche Euch jeden Tag eine Zeit des Innehaltens und Genießens.
Ich wünsche Euch jeden Tag liebevolle Begegnungen.
Ich wünsche Euch jeden Tag einen Brunnen von Hoffnung und Zuversicht.
Ich wünsche Euch jeden Tag eine Zeit des Innehaltens und Genießens.
Euer fröhlicher Werner mit herzlichen Grüßen aus Bremen
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| Quelle: Karin Heringshausen |









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