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| Quelle: Helmut Mühlbacher |
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Ulrich Peters
erzählen:
"Der alte Gärtner und der König"
"Zu einer Zeit, in der die Menschen noch ihren Träumen
trauten, lebte ein kleiner König glücklich und zufrieden. An dem Abend aber, an
dem unsere Geschichte ihren Anfang nimmt, war seine Lebensfreude getrübt.
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| www.wikipedia.org |
Der kleine König machte sich große Sorgen. So sehr er es
auch versuchte, er konnte einfach nicht einschlafen. Bald schon war er wieder
aus seinem Bett geklettert, hatte die Kerzenstummel auf dem alten Leuchter
angezündet und sich in den Erker gesetzt.
Obgleich alles um ihn herum sehr still war, wurde der König
immer unruhiger und lief, tief in Gedanken versunken, in seinem Zimmer auf und
ab. Sehnsucht und Ungewissheit, verhaltene Freude und empfindlicher Schmerz
kämpften in ihm.
„Das Leben ist so seltsam und widerspruchsvoll“, sagte er zu
sich. „Wie sehr habe ich mich auf diesen Tag gefreut, wie habe ich ihm
entgegengefiebert. Morgen darf ich endlich das Mädchen, das mir so viel
bedeutet, zur Frau nehmen. Aber neben froher Gewissheit erfüllt mich auch Ungewissheit,
neben tiefem Vertrauen auch Angst.“
Es dauerte lange, bis er in dieser Nacht dann doch noch in
einen leichten Schlaf fiel und träumte: Er sah sein ganzes Königreich. In der
Mitte befand sich ein Schloss. Fahnen und Buchsbäume schmückten das Tor, in dem
er sich selbst und seine junge Frau erkannte.
Mit den Jahreszeiten veränderte sich das Bild.
Der Winter kam, das Tor war verschlossen, und ein dichter Mantel aus Schnee hüllte das ganze Land ein. Das Frühjahr kam und der Sommer. Abermals öffnete sich das Tor, und wieder erschien das Königspaar. Aber jetzt waren beide merklich älter geworden.
Der Winter kam, das Tor war verschlossen, und ein dichter Mantel aus Schnee hüllte das ganze Land ein. Das Frühjahr kam und der Sommer. Abermals öffnete sich das Tor, und wieder erschien das Königspaar. Aber jetzt waren beide merklich älter geworden.
Gleichzeitig wuchs aus dem Schloss ein Rosenstock hervor.
Seine Dornen standen spitz und drohend gen Himmel. Langsam entfaltete sich eine
Blüte, so leuchtend wie ein Sonnenaufgang. In der Blüte funkelten einige Tropfen
Morgentau, so wie Tränen funkeln können.
Auch der Rosenstock veränderte sich mit den Jahreszeiten.
Die Rosen erblühten und verblühten, der Winter kam, das Frühjahr. Der
Rosenstock begann; wieder Knospen zu treiben, bis an einem sonnigen Tag eine
neue Blüte aufbrach.
Dann war es, als ob der kleine König wie von Ferne eine
Stimme hörte: „Die Wahrheit“, sagte sie, „das, was wirklich wesentlich ist im
Leben, muss erlitten werden. Nur wer Lachen und Weinen, Liebe und Leid erfahren
hat, wird wirklich glücklich werden.“
Frühmorgens erwachte der kleine König unausgeruht. Er
erinnerte sich seines merkwürdigen Traumes und sann darüber nach, was er wohl
zu bedeuten habe. Allein, er vermochte das Geheimnis nicht zu entschlüsseln.
So beschloss er, den alten Gärtner aufzusuchen. Der war ein
lebenskundiger Mann und wusste ihm wohl Antwort zu geben, zumal die Rose eine
so wichtige Rolle in seinem Traum gespielt hatte.
„Eine Rose“, wiederholte der Alte nachdenklich, „keine Blume ist so reizvoll,
so voller Leben, und keine Blume ist gleichzeitig so widerspruchsvoll. Man kann
sich an ihr erfreuen und ihre Schönheit bewundern, aber man kann sich auch
empfindlich an ihren Dornen verletzen. Die Rose ist so geheimnisvoll wie das
Leben selbst.
Vielleicht liegt sie uns Menschen deshalb so am Herzen. Von
alters her drücken Liebende ihre Zuneigung durch das Zeichen der Rose aus – das
ist sehr klug. Die Menschen haben große Worte, aber wie viel klarer und
eindringlicher redet manchmal eine einzige Blume über die Wahrheit des Lebens.“
„Aber was sagt sie denn?“ fragte der König ungeduldig. „Das
ist nur schwer mit Worten zu erklären“, antwortete der alte Gärtner. „Man muss
es mit dem eigenen Leben erfahren. Es ist so, wie es Dein Traum sagt: Die
Wahrheit, das, was wirklich wesentlich ist im Leben, muss erlitten werden.“
Darauf führte der Gärtner den König in seinen Garten und
zeigte ihm zwei Rosenstöcke. Zunächst waren sie kaum voneinander zu unterscheiden.
Sah man jedoch genauer hin, dann erkannte man, dass der eine Stock keine Dornen
hatte, während der andere voll davon war.
„Diese Rosen ohne Dornen sind solche, wie wir Menschen sie
züchten“, erklärte der Gärtner. „So wie wir Rosen ohne Dornen züchten, so
möchten wir auch leben: ohne Schmerzen und Verletzungen, ohne Leid und Tränen.
Aber das Leben ist anders. Es kann sehr wehtun, Wunden schlagen und Tränen
kosten.
Nur der kann wirklich lachen, der auch gelernt hat, zu weinen.
Ebenso kann nur der wirklich lieben, der weiß, wie schmerzlich Liebe sein kann.
So wie in unserem Leben Lachen und Weinen, Lieben und Leiden zusammengehören, finden
sich auch am Rosenstock Blüten und Dornen, Deshalb ist die Rose das Zeichen für
die Liebe.“
Darauf schwieg der Alte eine Weile, bis er eine besonders schöne
Rose vom Strauch mit den Dornen schnitt und sie dem König schenkte: „Nehmt
diese Rose, sie wird Euch begleiten. Ihr habt Zeit, viel Zeit. Euer gemeinsames
Leben muss wachsen und reifen wie die Blumen und Bäume. Wenn eine Rose in Deinem
Traum aus dem Schloss erwuchs, dann ist dies ein bedeutungsvolles Zeichen:
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| Quelle: Astrid Müller |
Das Schloss ist Euer gemeinsamer Lebensraum. Ihr müsst
diesen Raum mit Eurer Liebe ausfüllen und beleben. Es soll „leidenschaftliche“
Liebe sein, die den anderen leiden und erleiden kann. Wer wirklich liebt, der
kann auch die Wunden ertragen, die ihm zugefügt werden.
Was zwei Menschen wirklich verbindet, sind nicht allein das
Schöne, das sie gemeinsam erlebten, sondern die Tränen, die füreinander
geweint, die Schwierigkeiten, die miteinander gemeistert, und die Schmerzen,
die gemeinsam getragen wurden.
Mit dem alten Zeichen der Rose wünsche ich Euch nicht ein
Leben ohne Dornen und Wunden. Das gibt es nicht. Aber ich wünsche Euch, dass Ihr
Euch auch dann noch liebevoll annehmt, wenn Ihr Euch wehgetan habt.“
Ihr Lieben,
gerade in Zeiten des Leides, der Schwierigkeiten, der
Krankheit denken wir oft:
Wie herrlich müsste ein Leben ohne Schwierigkeiten, ohne Leid, ohne Krankheit sein und tief in unserem Herzen sehnen wir uns danach.
Wie herrlich müsste ein Leben ohne Schwierigkeiten, ohne Leid, ohne Krankheit sein und tief in unserem Herzen sehnen wir uns danach.
Ich lernte einmal vor vielen Jahren in den USA einen
Menschen kennen, der, obwohl er noch jung und kräftig war, kaum sein Zuhause
verließ und sich immer nur zuhause aufhielt. Er schottete sich nicht ganz von der Welt ab.
Besucher empfing er, nur er selbst verließ fast nie das Haus.
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| www.wikipedia.org |
Auf meine erstaunte Frage, warum er so denke, antwortete er
mir:
„Zuhause fühle ich mich sicher, ich muss keine Angst vor brennender Sonne, vor Hitze, vor Kälte, vor Eis, Schnee, vor Sturm, Hagel und Regen haben, zuhause bin ich geschützt. Ich muss keine Angst haben, von einem Auto überfahren oder von Räubern überfallen zu werden. Und da ich, wenn ich zuhause bleibe, Menschenansammlungen vermeide, riskiere ich es auch nicht, mich mit irgendwelchen Krankheiten anzustecken.“
„Zuhause fühle ich mich sicher, ich muss keine Angst vor brennender Sonne, vor Hitze, vor Kälte, vor Eis, Schnee, vor Sturm, Hagel und Regen haben, zuhause bin ich geschützt. Ich muss keine Angst haben, von einem Auto überfahren oder von Räubern überfallen zu werden. Und da ich, wenn ich zuhause bleibe, Menschenansammlungen vermeide, riskiere ich es auch nicht, mich mit irgendwelchen Krankheiten anzustecken.“
Dieser junge Mensch, der ein großes Vermögen geerbt hatte,
konnte sich einen solchen Lebensstil leisten. Und wenn man nur auf die Gefahren
schaut, die einem begegnen können, wenn man sein Zuhause verlässt, dann muss
man dem jungen Mann, den ich vor vielen Jahren in den USA kennenlernte,
zustimmen.
Aber wir müssen uns einmal überlegen, was dieser junge
Mensch alles versäumt, nur um angeblich sicher zu leben:
Er lernt die Welt, in der wir leben, nicht kennen.
Er sieht nichts von der Schönheit der Natur und der Schönheit der Blumen.
Er kann keine Freunde besuchen und nicht erleben, wie seine Kinder draußen spielen.
Er kann nicht spazieren gehen, nicht durch einen Wald wandern, nicht die Sterne in der Nacht beobachten.
Er kann nicht gemeinsam mit anderen Menschen ein Fest feiern.
Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen…
Er lernt die Welt, in der wir leben, nicht kennen.
Er sieht nichts von der Schönheit der Natur und der Schönheit der Blumen.
Er kann keine Freunde besuchen und nicht erleben, wie seine Kinder draußen spielen.
Er kann nicht spazieren gehen, nicht durch einen Wald wandern, nicht die Sterne in der Nacht beobachten.
Er kann nicht gemeinsam mit anderen Menschen ein Fest feiern.
Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen…
Ich finde ein solches Leben nicht lebenswert.
Wenn wir also die Schönheit dieser Welt erleben wollen, wenn wir das Leben in der Natur genießen wollen, wenn wir Menschen begegnen und Freude am Leben haben wollen, dann müssen wir das Haus unseres Lebens verlassen und uns auf Regen, Sonne, Hitze, Kälte, Sturm und Hagel einlassen.
Wenn wir also die Schönheit dieser Welt erleben wollen, wenn wir das Leben in der Natur genießen wollen, wenn wir Menschen begegnen und Freude am Leben haben wollen, dann müssen wir das Haus unseres Lebens verlassen und uns auf Regen, Sonne, Hitze, Kälte, Sturm und Hagel einlassen.
So wie es die Sonne nur mit Schatten gibt, so gibt es das
Leben in seiner ganzen Fülle auch nur mit dem Leid, mit den Schwierigkeiten und
den Krankheiten. Aber wir dürfen immer wissen:
Das Leben hält beides für uns bereit:
Leid – aber auch Freude im Übermaß
Krankheit – aber auch Tage der Unbeschwertheit
Schwierigkeiten – aber auch Tage des Erfolgs, des Stolzes auf uns selbst, der Zuversicht und Hoffnung
Das Leben hält beides für uns bereit:
Leid – aber auch Freude im Übermaß
Krankheit – aber auch Tage der Unbeschwertheit
Schwierigkeiten – aber auch Tage des Erfolgs, des Stolzes auf uns selbst, der Zuversicht und Hoffnung
So darf uns auch die Sonne ein Sinnbild für unser Leben
sein:
So wie es eine wunderschöne echte Rose nur mit Dornen gibt, so gibt es das Leben eben nur mit Lied, mit Krankheit und mit Schwierigkeiten. Aber wir dürfen dann immer wissen:
So wie es eine wunderschöne echte Rose nur mit Dornen gibt, so gibt es das Leben eben nur mit Lied, mit Krankheit und mit Schwierigkeiten. Aber wir dürfen dann immer wissen:
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| Quelle: Helga und Gerd Steuer |
Leid, Krankheit und Schwierigkeiten sind nur der Schatten der Lebenssonne und
die meiste und schönste Zeit unseres Lebens dürfen wir unter der Lebenssonne
und ihren Strahlen verbringen.
Ich wünsche Euch eine strahlende, rosige und hoffnungsvolle
neue Woche und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
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| Quelle: Karin Heringshausen |






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