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„Bremen - etwas Besseres als den Tod findest Du dort in
jedem Fall“
Jacob und Wilhelm Grimm
Jacob und Wilhelm Grimm
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute ein Märchen der Brüder Grimm erzählen,
das Ihr alle kennt, das uns aber sehr viel zu sagen hat.
„Die Bremer Stadtmusikanten“
„Es war einmal ein Mann, der hatte einen Esel. Dieser hatte
schon lange Jahre unverdrossen die Säcke in die Mühle getragen. Nun aber verließen
den Esel die Kräfte, sodass er nicht mehr zur Arbeit taugte. Da dachte sein
Herr daran, ihn wegzugeben. Aber der Esel merkte, dass sein Herr nichts Gutes
im Sinn hatte und lief fort. Er machte sich auf den Weg nach Bremen, denn dort,
so dachte er, könnte er ja ein Bremer Stadtmusikant werden.
Auf nach Bremen!
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Als er schon eine Weile gegangen war, sah er einen Jagdhund
am Wegesrand liegen, der jämmerlich jammerte.
"Warum jammerst Du denn so, Packan?", fragte der
Esel.
"Ach", sagte der Hund, "ich bin alt und werde
jeden Tag schwächer. Ich kann auch nicht mehr auf die Jagd und mein Herr will
mich daher totschießen. Da bin ich davongelaufen. Aber womit soll ich nun mein
Brot verdienen?"
"Weißt du, was", sprach der Esel, "ich gehe
nach Bremen und werde dort ein Stadtmusikant. Komm mit mir und musiziere mit
mir. Ich spiele die Laute, und Du schlägst die Pauke."
Der Hund war einverstanden, und sie gingen zusammen weiter.
Es dauerte nicht lange, da sahen sie eine Katze am Wege
sitzen, die machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
"Was ist denn dir in die Quere gekommen, alter
Bartputzer?", fragte der Esel.
"Wer kann da lustig sein, wenn es einem an den Kragen
geht", antwortete die Katze.
"Ich bin nun alt und weil meine Zähne stumpf werden und
ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach Mäusen zu jagen, hat mich
meine Frau ertränken wollen. Ich konnte mich zwar noch davonschleichen, aber
nun ist guter Rat teuer. Was soll ich nun tun?"
"Geh mit uns nach Bremen! Du verstehst Dich doch auf
die Nachtmusik. Wir wollen zusammen Bremer Stadtmusikanten werden."
Die Katze hielt das für gut und ging mit ihnen fort.
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Als die drei so miteinander gingen, kamen sie an einem Hof
vorbei. Dort saß der Haushahn auf dem Tor und krähte aus Leibeskräften.
"Dein Schreien geht einem ja durch Mark und Bein",
sprach der Esel, "was ist mir Dir?"
"Die Hausfrau hat der Köchin befohlen, mir heute Abend
den Kopf abzuschlagen. Morgen, am Sonntag, haben sie Gäste und da wollen sie
mich in der Suppe essen. Nun schrei ich aus vollem Hals, solang ich noch
kann."
"Ei was", sagte der Esel, "zieh lieber mit
uns fort! Wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest Du dort in
jedem Fall. Du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, wird es
sicherlich herrlich klingen."
Dem Hahn gefiel der Vorschlag, und sie gingen alle vier
mitsammen fort.
Aber die Stadt Bremen war weit und so kamen sie abends in
einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter
einen großen Baum, die Katze kletterte auf einen Ast, und der Hahn flog bis in
den Wipfel, wo es am sichersten für ihn war.
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Bevor er einschlief, sah er sich noch einmal in alle
Himmelsrichtungen um. Da bemerkte er einen Lichtschein in der Ferne. Er sagte
seinen Gefährten, dass da wohl ein Haus sei, denn er sehe ein Licht. Der Esel
antwortete: "Dann wollen wir uns
aufmachen und dort hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht."
Und auch der Hund meinte, ein paar Knochen und mit etwas
Fleisch täten ihm auch gut.
Also machten sie sich auf den Weg zu dem Flecken, wo das
Licht war. Bald sahen sie es heller schimmern, und es wurde immer größer, bis
sie vor ein hellerleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel, als der größte, ging
ans Fenster und schaute hinein.
"Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn.
"Was ich sehe?" antwortete der Esel.
"Einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken.
Räuber sitzen rundherum und lassen sich es gutgehen!"
"Das wäre etwas für uns", sprach der Hahn.
Da überlegten die Tiere, wie sie es anfangen könnten, die
Räuber hinauszujagen. Endlich fanden sie einen Weg. Der Esel stellte sich mit
den Vorderfüßen auf das Fenster, der Hund sprang auf seinen Rücken, die Katze
kletterte auf den Hund, und zuletzt flog der Hahn hinauf und setzte sich auf
den Kopf der. Als das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen an, ihre Musik
zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn
krähte. Darauf stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die
Scheiben klirrten.
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Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Lärm in die Höhe.
Sie meinten, ein Gespenst käme herein und flohen voller Furcht in den Wald
hinaus.
Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, und jeder
aß nach Herzenslust.
Als sie fertig waren, löschten sie das Licht aus, und jeder
suchte sich einen Schlafplatz nach seinem Geschmack. Der Esel legte sich auf
den Mist, der Hund hinter die Tür, die Katze auf den Herd bei der warmen Asche,
und der Hahn flog auf das Dach hinauf. Und weil sie müde waren von ihrem langen
Weg, schliefen sie bald ein.
Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von Weitem sahen,
dass kein Licht mehr im Haus brannte und alles ruhig schien, sprach der
Hauptmann:
"Wir hätten uns doch nicht ins Bockshorn jagen lassen
sollen!" und schickte einen Räuber zurück, um zu sehen, ob noch jemand im
Hause wäre.
Der Räuber fand alles still. Er ging in die Küche und wollte
ein Licht anzünden. Da sah er die feurigen Augen der Katze und meinte, es wären
glühende Kohlen. Er hielt ein Streichholz dran, um sie zu entzünden.
Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht
und kratzte ihn aus Leibeskräften. Da erschrak er gewaltig und wollte zur
Hintertür hinauslaufen, doch der Hund, der da lag, sprang auf und biss ihn ins
Bein. Als der Räuber über den Hof am Misthaufen vorbeirannte, gab ihm der Esel
noch einen tüchtigen Tritt mit den Hufen. Der Hahn aber, der von dem Lärm aus
dem Schlaf geweckt worden war, rief vom Dache herunter:
"Kikeriki!"
Da lief der Räuber, so schnell er konnte, zu seinem
Hauptmann zurück und sprach:
"In dem Haus sitzt eine gräuliche Hexe, die hat mich
angehaucht und mir mit ihren langen Fingern das Gesicht zerkratzt. An der Tür
steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen. Auf dem Hof
aber liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einem Holzprügel auf mich
eingeschlagen und oben auf dem Dache, da sitzt der Richter und rief: -Bringt
mir den Schelm her!- Da machte ich, dass ich fortkam."
Von nun an getrauten sich die Räuber nicht mehr in das Haus.
Den vier Bremer Stadtmusikanten aber gefiel es darin so gut, dass sie nicht
wieder hinaus wollten.“
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| Quelle: Karin Heringshausen |
Ihr Lieben,
dieses wundervolle Märchen berichtet uns von vier Tieren,
die erfüllt sind von den Wunsch, zu überleben und die bereit sind, sich dafür
mit allen ihren Kräften einzusetzen.
Der wichtigste Satz dieses ganzen Märchens ist der
erstaunliche Satz:
„Etwas Besseres als den Tod findest Du überall!“
„Etwas Besseres als den Tod findest Du überall!“
Der Esel ist alt und soll im Schlachthaus zu Tierfutter
verarbeitet werden.
Der Hund soll erschlagen, die Katze ersäuft und der Hahn geschlachtet werden.
Der Hund soll erschlagen, die Katze ersäuft und der Hahn geschlachtet werden.
Ich bin schon oft gefragt worden, was mich so sehr motiviert
hat, der fröhliche Mensch zu werden, der ich heute bin, nach all den
schrecklichen Erlebnissen in meiner Kindheit und Jugend.
Ich erinnere mich an eine Szene im Fahrradkeller unserer
Schule, als ich 15 Jahre alt war. Man hatte mich wieder einmal dorthin verschleppt und mir den nackten Po mit
dünnen Stöckern versohlt, als eines der beteiligten Mädchen auf die Idee kam,
mich mit einem im Fahrradkeller liegenden Besenstiel zu vergewaltigen.
Wer – und das wünsche ich nicht einmal dem schlimmsten
Menschen – das selbst einmal am eigenen Leib erlebt hat, dem geht es wie den Bremer
Stadtmusikanten.
„Etwas Besseres als den Tod, in diesem Fall als eine solche Vergewaltigung, findest Du überall!"
„Etwas Besseres als den Tod, in diesem Fall als eine solche Vergewaltigung, findest Du überall!"
| Bremen als Symbol der Freiheit www.das-eselskind.com |
Die Bremer Stadtmusikanten ergeben sich nicht einfach in ihr
Schicksal, sondern sie machen sich auf den Weg zu ihrem ersehnten Ziel nach
Bremen.
Und sie lassen sich auch durch keine der Schwierigkeiten, auf die sie auf dem Weg nach Bremen treffen, entmutigen.
Und sie lassen sich auch durch keine der Schwierigkeiten, auf die sie auf dem Weg nach Bremen treffen, entmutigen.
Wenn wir die Vergangenheit hinter uns lassen wollen, müssen wir mit ihr
brechen.
Wenn wir uns von der Vergangenheit befreien wollen, müssen wir sie hinter uns lassen, so wie die Bremer Stadtmusikanten.
Wenn wir uns von der Vergangenheit befreien wollen, müssen wir sie hinter uns lassen, so wie die Bremer Stadtmusikanten.
„Bremen“ bedeutet für die Bremer Stadtmusikanten:
„Ich will nicht aufgeben, ich will mich wehren, ich will etwas unternehmen.“
„Ich will nicht aufgeben, ich will mich wehren, ich will etwas unternehmen.“
Das ist das Erste, was wir aus dem Märchen lernen können.
Der zweite wichtige Satz aus dem Märchen wird von dem Esel
gesprochen:
„Wenn wir zusammen musizieren,
„Wenn wir zusammen musizieren,
wird es sicherlich herrlich klingen!“
Wenn wir nicht aufgeben wollen, wenn wir schreckliche
Erlebnisse und große Schwierigkeiten überwinden wollen, dann ist es gut, wenn
wir uns mit anderen zusammentun, mit Menschen, die ein ähnliches Schicksal
erlitten haben, die ähnliche Schwierigkeiten bewältigen müssen.
„Gemeinsam sind wir stark“ – das ist das Geheimnis der Bremer Stadtmusikanten!
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Ihr Lieben,
die geschilderte Vergewaltigung und die Erkenntnis der Bremer
Stadtmusikanten „Etwas Besseres als den Tod findest Du überall!“ haben mich
damals dazu bewogen, meine Vergangenheit, so weit sie schrecklich war, hinter
mir zu lassen.
„Aber“, so wurde ich in diesen Tagen gefragt, „was ist mit
den Menschen, die nichts Schlimmes erlebt haben, die nicht vor großen
Schwierigkeiten stehen? Warum sollten sie sich dazu entscheiden, ihren eigenen
Weg zu gehen, wenn der ihnen durch andere Menschen vorgezeichnete und bestimmte
Weg doch so wunderbar gangbar ist?“
Meine Antwort muss nicht richtig sein, aber ich glaube, dass
die Würde des Menschen vor allem darin besteht, seine eigenen Entscheidungen
fällen zu können, mögen sie auch manchmal fehlerhaft sein.
Denn dann, wenn wir nicht
unsere eigenen Entscheidungen fällen und nicht unseren eigenen Weg gehen, könnte es geschehen, dass wir am Ende unseres Lebens erschreckt feststellen
müssen, dass wir gar nicht gelebt haben, nämlich unser eigenes Leben!
Zum Abschluss noch dieses:
John F. Kennedy sagte einmal den berühmten Satz: „Ich bin ein Berliner!“
Und so sage ich, obwohl ich ursprünglich nicht aus Bremen stamme:
„Ich bin ein Bremer Stadtmusikant!“
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| Kennedy in Berlin vor genau 50 Jahren und ich war zusammen mit meinem Jugendfreund dort Das Foto wurde mir von Astrid Müller zur Verfügung gestellt www.welt.de |
Und so sage ich, obwohl ich ursprünglich nicht aus Bremen stamme:
„Ich bin ein Bremer Stadtmusikant!“
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch einen fröhlichen entspannten Abend und
grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
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