Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Norbert
Possmann erzählen:
„Die beiden Portale“
„Es waren einmal zwei Brüder, es könnten aber auch zwei
Schwestern gewesen sein, die beide davon träumten, berühmt zu werden. Eines
Nachts hatten beide den gleichen Traum:
Eine gütige Fee erschien ihnen und führte einen jeden von ihnen in eine hohe
Halle, an deren Ende sich zwei Portale befanden.
Sie sprach zu jedem von ihnen:
„Schau Dir die beiden Portale genau an und dann entscheide Dich, durch welche Tür Du diese Halle verlassen willst!“
„Schau Dir die beiden Portale genau an und dann entscheide Dich, durch welche Tür Du diese Halle verlassen willst!“
Das eine Portal hatte in der Mitte eine Tür, die war hoch
und prächtig und mit goldenen Beschlägen verziert. Fürstlich fühlte sich jeder,
wenn er durch die hindurchschritt. Auf der rechten und der linken Seite dieser Tür befanden sich zwei kleine
Türen, durch die man nur gebückt hindurchgehen konnte.
Das andere Portal hatte in der Mitte eine kleine Tür und
rechts und links neben der Tür waren zwei große, prächtige Türen zu sehen.
Die beiden Brüder waren sich in ihrem Traum unsicher und
fragten daher die gütige Fee, was die beiden Portale zu bedeuten hätten.
„Ganz einfach“, antwortete sie jedem von ihnen, „durch das
eine Portal kannst nur DU aufrecht schreiten und alle anderen neben Dir müssen
gebückt durch die beiden kleinen Türen gehen. Durch das andere Portal kannst
nur DU gebückt gehen, die anderen Menschen neben Dir aber schreiten aufrecht
hindurch.“
Bis zu dieser Stelle hatten die beiden Brüder denselben
Traum.
Doch der eine entschied sich dafür, aufrecht und prächtig
schreitend durch das mittlere Portal zu gehen, denn er dachte bei sich:
„Mögen doch die Anderen den Kopf einziehen und sich klein machen.“
„Mögen doch die Anderen den Kopf einziehen und sich klein machen.“
Der andere entschied sich dagegen für die kleine Pforte,
denn er sprach zu sich:
„Das will ich keinem neben mir zumuten, dass er wegen mir den Kopf einziehen muss. Denn wer die anderen neben sich klein macht, ist niemals groß.“
„Das will ich keinem neben mir zumuten, dass er wegen mir den Kopf einziehen muss. Denn wer die anderen neben sich klein macht, ist niemals groß.“
Beide wurden berühmt in dieser Welt.
Als der eine zu Grabe getragen wurde,
schüttelten die Menschen den Kopf und sagten:
„Gut, dass es ihn nicht mehr gibt!“
„Gut, dass es ihn nicht mehr gibt!“
Als aber der andere zu Grabe getragen wurde,
weinten die Menschen und sprachen:
„Schade um diesen guten aufrechten Menschen!“
„Schade um diesen guten aufrechten Menschen!“
Ihr Lieben,
Damit diese Geschichte nicht missverstanden wird, möchte ich
darauf hinweisen, dass es hier nicht darum geht, dass es angeblich besser ist,
gebeugt durch das Leben zu laufen, statt aufrecht durch das Leben zu schreiten.
Wir sollen nicht gebeugt durch das Leben schreiten,
sondern
hoch erhobenen Hauptes.
Denn nur der, der ausrecht durch das Leben schreitet,
sieht die Sonne am Himmel
leuchten.
Denn nur der, der ausrecht durch das Leben schreitet,
sieht die Schönheit des Lächelns im Gesicht anderer Menschen.
sieht die Schönheit des Lächelns im Gesicht anderer Menschen.
Denn nur der, der ausrecht durch das Leben schreitet,
lernt, ohne Angst dem
Leben ins Gesicht zu blicken.
In unserer heutigen Geschichte geht es aber um etwas
Anderes, es geht um den Umgang mit anderen Menschen. Wer sich in den
Beziehungen mit anderen Menschen, sei es in der Partnerschaft, sei es im
Verhältnis zu den eigenen Kindern und Enkelkindern, sei es im Umgang mit Verwandten,
Freunden und Bekannten stets in den Vordergrund stellt, stets auf seinen
Vorteil bedacht ist, der darf sich nicht wundert, wenn er einsam und
unglücklich ist.
Im Umgang mit anderen Menschen gibt es ein großes Geheimnis
zu bedenken:
Wenn ich im Zusammensein mit einem Menschen gerne groß
erscheinen möchte, sodass der andere umso geringer erscheint, dann werde ich
niemals sein Herz gewinnen, erst recht dann nicht, wenn ich meiner Kritiksucht
nachgebe und ihn, wann immer es mir möglich ist, kritisiere.
Wenn ich aber im Zusammensein mit einem Menschen vor allem
Wert darauf lege, dem anderen Menschen zu verdeutlichen, dass er etwas
Besonderes ist, dass er einzigartig ist, dass ich ihm gerne den Vortritt lasse,
dann werde ich sein Herz und seine Zuneigung gewinnen, erst recht dann, wenn
ich ihn ermutige und ihn unterstütze auf seinem Lebensweg.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch ein rundum zufriedenes Wochenende, viel Mut zum Ermutigen,
keinen Mut zum Kritisieren, ganz viel Mut zum Umarmen und ich grüße Euch
herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Euer fröhlicher Werner
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen