Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Nossrat
Peschkian erzählen:
„Das Puppentheater“
„Eine Menschentraube drängte sich im Zelt, um einen Blick
auf das Puppentheater zu werfen. Die Menschen waren glücklich und lachten viel, während sie der
Marionettenaufführung folgten.
Weit hinten stand ein Vater mit seinem kleinen Sohn. Wenn
sich der Vater zu voller Größe aufrichtete und sich auf die Zehenspitzen
stellte, dann konnte er gerade noch etwas von Geschehen auf der Bühne des
Puppentheaters mitbekommen, aber sein kleiner Sohn reichte mit seinem Kopf
gerade einmal bis zur Gürtelhöhe der Umstehenden.
So sehr er sich auch streckte und reckte, er konnte nichts
von dem Puppentheater sehen. Daher nahm ihn sein Vater hoch und setzte ihn auf seine Schultern.
Was hatte er nun für seine wundervolle Aussicht!
Hoch über den Köpfen der anderen Menschen konnte der Junge nun ungestört das
spannende Puppentheater verfolgen. Er war nicht mehr verzweifelt. Stattdessen
schaukelte er auf und ab auf den Schultern seines Vaters und lachte vor Freude,
wie wenn er ein Reiter und sein Vater ein Pferd wäre. Stolz rief er den anderen
Besuchern zu: „Ich sehe besser als Ihr alle. Ich bin der Größte!“
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| Quelle: Helmut Mühlbacher |
Da spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter und als
er sich umdrehte, da sah er einen alten Mann mit einem weißen Bart, der ihn
freundlich anblickte.
„Mein Junge“, sagte der alte Mann zu ihm, „Du unterhältst Dich gut, Du siehst
das Geschehen auf der Bühne des Puppentheaters besser als alle anderen hier im
Zelt.
Doch denke immer daran: Wenn Dein Vater nicht die Mühe auf
sich genommen hätte, Dich auf seinen Schultern zu tragen, stündest Du noch
immer dort unten im Schatten der anderen Menschen!
Deshalb vergiss niemals, wer Dich auf seinen Schultern
trägt. Sei glücklich und fröhlich, aber besinne Dich stets der Person, auf
deren Schulter Du zufrieden sitzt.“
Ihr Lieben,
wenn ich mich in meinem Alltag mit anderen Menschen
unterhalte und wenn ich all die E-Mails und Briefe lese, die ich jeden Tag
bekomme, dann stelle ich immer wieder fest, dass sich viele Menschen nicht von
ihrer Vergangenheit lösen können.
Oft noch nach Jahrzehnten berichten sie mir
davon, was ihnen Böses angetan wurde. Auch nach Jahrzehnten können sie nicht
vergessen, auch nach Jahrzehnten hegen sie Groll und Hass in sich.
Ich versuche, diesen Menschen immer wieder klar zu machen,
dass durch den Groll und den Hass die Ereignisse der Vergangenheit nicht
ausgelöscht werden, dass aber die andauernde Hass und Groll ihr eigenes Leben
vergiftet und die Menschen daran hindert, HEUTE glücklich zu leben.
Es gibt ein wundervolles Rezept, um den Hass und den Groll
aus unseren Herzen zu tilgen. Wir sollten unseren Blick statt auf das Unrecht und das Böse, das uns in der
Vergangenheit angetan wurde, auf das Gute, auf die Liebe, die wir erfahren
haben, richten.
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| Quelle: Helmut Mühlbacher |
Es ist schon sehr merkwürdig, dass wir zwar oft
jahrzehntelang Unrecht und Böses, das uns angetan wurde, nicht vergessen
können, dass wir aber oft schnell das Gute und die Liebe vergessen, die wir
erfahren haben.
Eine liebevolle Mutter, ein beschützender Vater, ein
verständnisvoller Großvater, ein guter Freund, eine gute Freundin, manchmal auf ein fremder Mensch – wenn wir
genau auf unser Leben blicken, dann stellen wir fest, dass uns nicht nur Böses
und Unrecht angetan wurden, sondern dass uns auch immer wieder Menschen
begegnet sind, die uns Gutes getan haben, die uns Liebe entgegengebracht haben,
die uns Zuwendung geschenkt haben.
Wenn wir glücklich und zufrieden leben wollen, sollten wir
uns des Öfteren bei den Menschen bedanken, die uns in unserem Leben Gutes getan
haben.
Wenn ich aufgrund des Bösen und des Unrechts, das ich in der
Vergangenheit erfahren habe, HEUTE Hass und Groll hege, vergifte ich nur mein
eigenes Leben und helfe NIEMANDEM damit.
Wenn ich aber den Menschen des Öfteren danke, die mir in
meinem Leben Gutes getan haben, dann mache ich nicht nur mich selbst glücklich,
sondern auch den Menschen, bei dem ich mich bedanke.
Und dieser Dank, den ich dem anderen Menschen, der mir Gutes getan habe,
ausspreche und erweise, wird diesen Menschen wiederum dazu motivieren, weiter
Gutes zu tun, und wird ihn glücklich machen.
Ihr Lieben,
vergesst nie diejenigen, die Euch geholfen haben, die Euch Gutes getan haben,
die Euch Liebe geschenkt haben. Ich wünsche Euch eine gute neue zuversichtliche Woche und grüße
Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Euer fröhlicher Werner
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| Quelle: Karin Heringshausen |





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