3080 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.087 Geschichten und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Montag, 1. Juli 2013

Die Kritiksucht – die Sucht, die Leben zerstört!


Quelle: Helmut Mühlbacher


Ihr Lieben,

heute möchte ich Euch eine Geschichte, nacherzählt von Christoph Georges, zu lesen geben, die Ihr alle kennt und ich ich auch schon einmal in den vergangenen Jahren erzählt habe. 

Im Anschluss an die Geschichte möchte ich der Frage nachgehen, warum wir andere Menschen lieber kritisieren, statt sie zu ermutigen.

„Wie Du es machst, so machst Du es falsch!“

Es war einmal ein Ehepaar, das einen 12jährigen Sohn und einen Esel hatte.
Weil sie in ihrem Dorf keine Arbeit fanden, beschlossen die Frau und der Mann, anderswo ihr Glück zu versuchen und gleichzeitig wollten sie auf diese Weise die Welt kennenlernen. Zusammen mit ihrem Esel zogen sie los. 
www.wikipedia.org
Im ersten Dorf hörten sie, wie die Leute redeten:
„Seht Euch mal den Bengel an, wie schlecht er erzogen ist! Er ist jung und kräftig und sitzt auf dem Esel und seine armen Eltern müssen laufen.“
Also sprach die Frau zu ihrem Mann: „Wir werden nicht zulassen, dass die Leute schlecht über unseren Sohn reden.“ Der Mann holte den Jungen vom Esel und setzte sich selbst darauf. 

Im zweiten Dorf hörten sie die Leute Folgendes sagen:
„Seht Euch diesen unverschämten Mann an, er lässt seine Frau und sein Kind laufen, während er sich, der doch ein starker Mann ist,  vom Esel tragen lässt.“
Also ließen sie die Mutter auf das Lastentier steigen und Vater und Sohn führten den Esel.

Im dritten Dorf hörten sie die Leute sagen:
„Der arme Mann! Obwohl er den ganzen Tag hart gearbeitet hat, lässt er seine Frau auf dem Esel reiten. Und das arme Kind hat mit so einer Rabenmutter sicher auch nichts zu lachen!“ 

Also setzten sie ihre Reise zu dritt auf dem Lastentier fort.

Im nächsten Dorf hörten sie die Leute sagen:
„Das sind ja Bestien im Vergleich zu dem Tier, auf dem sie reiten. Sie werden dem armen Esel dem Rücken brechen!“
Also beschlossen sie, alle drei neben dem Esel herzugehen.

Im nächsten Dorf trauten sie ihren Ohren nicht, als sie die Leute sagen hörten:
“Schaut euch die drei Idioten mal an. Sie laufen, obwohl sie einen Esel haben, der sie tragen könnte!“ 

Ihr Lieben,

in den letzten Jahren hat mich immer wieder die Frage beschäftigt, warum wir Menschen so viel lieber andere Menschen kritisieren, statt sie zu ermutigen.
Ich glaube, das hat folgende Ursache:
 
Wir Menschen möchten gerne, dass wir etwas erreichen.
 
Wenn wir auf eine Reise gehen, dann wollen wir auch das Ziel erreichen.

Wenn wir zuhause ein Gesellschaftsspiel mit unseren Lieben spielen,
dann wollen wir es auch zu Ende spielen, um zu sehen, wer gewinnt.

Wenn wir ein Puzzle zusammenfügen, dann hören wir erst auf,
wenn das letzte Puzzleteil eingefügt ist.

So ist das auch mit der Kritik und der Ermutigung:
Wenn wir jemanden kritisieren, glauben wir, damit schneller ans Ziel zu kommen.
Denn wir möchten, dass sich der andere ändert. Und wir glauben, dass wir das am schnellsten erreichen, wenn wir ihn brutal auf seine Fehler hinweisen.
Quelle: Astrid Müller
Wenn wir jemanden kritisieren, sehen wir sofort den „Erfolg“:
Derjenige, den wir kritisiert haben, wird sauer und fühlt sich in vielen Fällen ungerecht kritisiert oder reagiert beleidigt. Diese Reaktionen desjenigen, den wir kritisiert haben, halten wir dann für ein Ergebnis unserer Kritik und wir glauben, dass jemand, der sauer auf unsere Kritik reagiert oder beleidigt ist, damit bestätigt, dass unsere Kritik berechtigt ist.

Außerdem ist Kritik wunderbar dazu geeignet, von den eigenen Fehlern und Schwächen abzulenken bzw. sich nicht mit ihnen beschäftigen zu müssen.
 
Es ist ja 100.000 Mal leichter, jemand anderen zu kritisieren, als sich selbst zu ändern.

Der angebliche sofortige „Erfolg“ unserer Kritik und die Tatsache, dass es viel leichter ist, andere zu kritisieren, als sich selbst zu ändern, sind die starken Triebfedern unserer Kritik.

Wenn Kritik ausartet und wir nicht mehr anders können, als andere Menschen zu kritisieren, dann nennt unsere Sprache das „Kritiksucht“.

Ein Professor, den ich vor langen Jahren als Student in den USA hören durfte, sagte einmal den bemerkenswerten Satz: „Durch Kritik ist noch nie jemand geändert worden!“

Kritik erreicht keine Veränderung.
Kritik lähmt Menschen in ihren Bemühungen.
Kritik kann Beziehungen vergiften.
Kritik kann ein Leben zerstören.
Kritik ist lieblos.

Viel liebevoller, viel ruhiger kommt die Ermutigung daher.
Allerdings hat die Ermutigung einen großen Nachteil:
Wir sehen nicht sofort das Ergebnis.
 
Selten fällt uns ein Mensch, den wir gerade ermutigt haben, vor Freude um den Hals, obwohl ich auch das schon erlebt habe.
 
Ermutigung ist wie ein Samen, den wir in andere Menschen aussäen.
Die Frucht ist oft erst viel später zu sehen.
Quelle: Karin Heringshausen
Ermutigung bringt Licht in das Dunkel anderer Menschen
Ermutigung zeigt dem anderen: „Du bist etwas wert“ Ich glaube an Dich und Deine Fähigkeiten!“
Ermutigung Entfacht Hoffnung und Zuversicht in dem anderen Menschen.
Ermutigung knüpft Freundschaftsbande.
Ermutigung ist von der Liebe getragen.

Vielleicht versteht Ihr jetzt, warum wir Menschen lieber kritisieren als ermutigen.
Ich habe mich aus diesem Vorgehen schon seit Längerem ausgeklinkt, denn kritisieren Tun doch fast alle. Was wir wirklich brauchen, sind nicht kritiksüchtige Menschen, sondern Menschen, die andere Menschen ermutigen, ihnen Hoffnung geben.

Und was unsere heutige Geschichte betrifft, so sollten wir, wenn wir selbst kritisiert werden, uns immer wieder klar machen, dass wir es ohnehin keinem recht machen können und tapfer unseren eigenen Weg gehen. Schon mein heiß geliebter Großvater war der Ansicht: „Es sind nicht die schlechtesten Früchte, an denen die Wespen nagen.“

Dass ich ein ESELSKIND bin (unehelicher Sohn einer deutschen Mutter und eines russischen Offiziers), darauf bin ich stolz. Der Esel wird fälschlichweise kritisiert, störrisch zu sein, in Wirklichkeit ist der Esel ein sehr kluges Tier:
Man kann ihn zu nichts zwingen und er möchte nur das tun, was er für richtig hält.
Wir können also noch etwas von ihm lernen.

Ich wünsche Euch eine kritikfreie, ermutigende und liebevolle Woche und grüße Euch herzlich aus dem schönen und endlich wieder sonnigen Bremen

Euer fröhlicher Werner 
Quelle: Karin Heringshausen

5 Kommentare:

  1. Ich hatte diese Geschichte schon einmal gelesen oder gehört, doch gerade heute kommt sie mir wie gerufen und bringt den Tag, an dem ich mehr als einmal kritisiert wurde zu einem guten Abschluss. Ich selbst kritisiere selten jemanden, aber die Menschen um mich herum meinen, dass sie mich verändern müssen. Meist bleibe ich gelassen, aber manchmal wird mir das auch zuviel.
    Ich freue mich sehr, dass ich dieses Blog gefunden habe, denn es ist eine wahre Schatzkiste!

    Vielen Dank und herzliche Grüße
    Regina

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  2. Ich kritisiere viel. die Geschichte gibt mir erstmal was zu denken. Ich bin da wohl viel zu extrem.

    Aber ne Gesunde Kritik kann doch auch positive sein, und wenn man Kritik annehmen kann, ohne darunter zu leiden ist das bestimmt doch auch nicht schlecht .

    Danke für die Geshichte.
    Grüße aus Köln
    Z.Tao

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    1. Hallo Anonym ;-)
      dass eine gesunde Kritik auch positiv sein kann ist bestimmt nicht verkehrt. Doch wenn eine Person immer wieder kritisiert wird (von der gleichen Person) ....verlässt sie manchmal das Spielfeld und was macht dann der kritisierende?
      Grüße ..Tao der Liebe

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    2. Hallo Anonym ;-)
      dass eine gesunde Kritik auch positiv sein kann ist bestimmt nicht verkehrt. Doch wenn eine Person immer wieder kritisiert wird (von der gleichen Person) ....verlässt sie manchmal das Spielfeld und was macht dann der kritisierende?
      Grüße ..Tao der Liebe

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  3. Man kann auch auf Kritik Erwachsen re AGIEREN und sagen : Ahhh, Du siehst es so ... ich sehe es anders !!! Denn JA Kritik kann das Bewustsein schärfen für Dinge die der Andre nicht sehen kann oder möchte, aus welchem Grund auch immer.

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