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| Quelle: Helmut Mühlbacher |
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Martin Mulow erzählen:
„Zeit haben“
"Vati!" Vati las die Zeitung. Vati brummte: "Was ist denn, Junge?"
"Muss ich auch Zeitung lesen, wenn ich groß bin?" "Natürlich!"
"Warum, Vati?" Vati hörte nichts, denn Vati las schon wieder.
"Warum, Vati, möchte ich wissen!" "Hm? Warum?
Was warum??"
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| www.lesen.net |
"Warum ich auch Zeitung lesen muss, wenn ich groß bin?"
"Mein Gott, als Erwachsener liest man eben Zeitung.
Da muss man sich auf dem Laufenden halten!"
"Was ist ,auf dem Laufenden', Vati?"
"Du lieber Himmel, Junge, das ist soviel wie ... wie sich zu orientieren, verstehst Du?"
"Nein!"
"Dann sprechen wir ein anderes Mal darüber! Jetzt lass mich aber endlich lesen!"
"Warum kannst Du nicht lesen, Vati, wenn ich mit Dir spreche?"
"Weil mich das stört, Junge! Reden stört immer.
Man soll überhaupt so wenig wie möglich reden, merke Dr das!"
"Mein Gott, als Erwachsener liest man eben Zeitung.
Da muss man sich auf dem Laufenden halten!"
"Was ist ,auf dem Laufenden', Vati?"
"Du lieber Himmel, Junge, das ist soviel wie ... wie sich zu orientieren, verstehst Du?"
"Nein!"
"Dann sprechen wir ein anderes Mal darüber! Jetzt lass mich aber endlich lesen!"
"Warum kannst Du nicht lesen, Vati, wenn ich mit Dir spreche?"
"Weil mich das stört, Junge! Reden stört immer.
Man soll überhaupt so wenig wie möglich reden, merke Dr das!"
"Unser Lehrer redet aber sehr viel, Vati!"
"Also, jetzt langt's mir! Schließlich ist er ja Lehrer.
Lehrer dürfen reden. Aber Kinder haben still zu sein, verstanden!?"
"Aber - aber wenn ich in der Schule die ganze Stunde nicht den Mund auftue, schimpft der Lehrer!"
Lehrer dürfen reden. Aber Kinder haben still zu sein, verstanden!?"
"Aber - aber wenn ich in der Schule die ganze Stunde nicht den Mund auftue, schimpft der Lehrer!"
"Zum Donnerwetter, jetzt ist's aber genug! Ich will
jetzt endlich lesen.
Wenn Du mich weiter so mit Fragen verrückt machst, bin ich bald reif fürs Irrenhaus!"
Wenn Du mich weiter so mit Fragen verrückt machst, bin ich bald reif fürs Irrenhaus!"
"Musst du da auch Zeitung lesen, Vati?"
"Nein, nein, nein, Herrgott! Da gibt es keine Zeitungen!"
"Au fein, Vati", sagte der Sohn, "da komme ich Dich dann besuchen, und ich kann mit Dir sprechen, ohne dass es Dich stört!"
"Nein, nein, nein, Herrgott! Da gibt es keine Zeitungen!"
"Au fein, Vati", sagte der Sohn, "da komme ich Dich dann besuchen, und ich kann mit Dir sprechen, ohne dass es Dich stört!"
Ihr Lieben,
dass unser heutige Geschichte schon etwas älter ist, kann
man an dem Namen des Vaters erkennen.
„Vati“ – so werden Väter heute kaum noch genannt. Heute ist eher wird der Vater
eher „Papa“ oder neudeutsch „Dad“ genannt.
Aber damals und heute wünschen sich alle Kinder, dass ihre
Eltern, ihre Mutter und ihr Vater Zeit für sie haben.
Wie wichtig Zeit ist und
wie sehr sich die Menschen freuen, wenn sie jemanden finden, der ihnen zuhört,
das hat in ganz wundervoller Weise Michael Ende in seinem Buch Momo
beschrieben.
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| www.wikipedia.org |
Im Frühling und Sommer und auch teilweise im, Herbst, wenn
es draußen warm ist, dann besuche ich regelmäßig ein oder zwei Mal in der Woche
unser Familiengrab.
Es mag Euch seltsam erscheinen, aber ich liebe Friedhöfe.
Sie sind so wundervoll still und bei uns in Bremen ähneln sie oft beschaulichen Parks.
Es mag Euch seltsam erscheinen, aber ich liebe Friedhöfe.
Sie sind so wundervoll still und bei uns in Bremen ähneln sie oft beschaulichen Parks.
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| www.denkmalpflege.bremen.de |
Ich setze mich dort gerne auf eine Bank und hänge meinen Gedanken nach oder
führe Zwiegespräche mit meinen dort begrabenen Familienangehörigen. Sie können
mir nicht widersprechen und Zeit zum Zuhören haben sie ja mehr als genug.
Oft nutze ich die Gelegenheiten auf dem Friedhof auch dazu,
mich auf irgendeine Bank zu setzen, auf der bereits ein anderer, oft älterer
Mensch sitzt. Ich begrüße diesen Mensch herzlich und oft entwickelt sich
dann eine wundervolle Begegnung, bei der
ich ganz bewusst die Position des Zuhörenden einnehme.
Am Ende erlebe ich es
dann, dass Menschen getröstet und mit neuer Hoffnung und Zuversicht ihres Weges
gehen, weil sie für ein, zwei Stunden einen Menschen gefunden hatten, der ihnen
einmal zuhörte.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass ihre Eltern und
Großeltern ihnen zuhören.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass sie mit ihren Sorgen und ihrem Kummer zu ihren Eltern und Großeltern kommen können.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass sie von ihren Eltern und Großeltern getröstet werden.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass sie von ihren Eltern und Großeltern ermutigt werden.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, von ihren Eltern und Großeltern geliebt zu werden.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass ihre Eltern und Großeltern ihnen etwas vorlesen, mit ihnen etwas unternehmen, mit ihnen etwas basteln.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass sie mit ihren Sorgen und ihrem Kummer zu ihren Eltern und Großeltern kommen können.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass sie von ihren Eltern und Großeltern getröstet werden.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass sie von ihren Eltern und Großeltern ermutigt werden.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, von ihren Eltern und Großeltern geliebt zu werden.
Kinder und Enkelkinder wünschen sich, dass ihre Eltern und Großeltern ihnen etwas vorlesen, mit ihnen etwas unternehmen, mit ihnen etwas basteln.
All das braucht Zeit, Zeit, die viel wichtiger ist als die Zeit,
die vergeudet wird, indem hinter Dingen hinterher gerannt wird, die man
angeblich braucht, um glücklich zu sein.
Jugendlichen, die in der Pubertät sind, wird oft
vorgeworfen, sich nicht (mehr) für ihre Eltern und Großeltern zu interessieren.
Ich glaube, dass viele Jugendliche in ihrem Alltag nur das praktizieren, was
sie von ihren Eltern und Großeltern gelernt haben. Das gilt sicher nicht in
allen Fällen, aber in den allermeisten.
Wer sich als Kind von seinen Eltern und Großeltern ungeliebt
fühlt, wer als Kind Eltern und Großeltern hatte, die ihm nicht zuhörten, bei
denen es sein Herz nicht ausschütten konnte, von denen es nicht getröstet
wurde, von denen es nicht ermutigt wurde, die ihm nichts vorgelesen haben, nur
selten etwas mit ihm unternommen und kaum etwas mit ihm gebastelt haben, der
wird als Jugendlicher sich kaum an seine Eltern und Großeltern wenden, wenn er
Kummer und Sorgen hat, wenn er geliebt oder ermutigt werden möchte.
Da aber jeder Mensch die Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung,
nach einem zuhörenden Ohr und Ermutigung in sich trägt, wenden sich die
Jugendlichen oft in der Pubertät an Menschen außerhalb ihrer Familie, von denen
sie sich Liebe, Zuwendung, Ermutigung und Zeit erhoffen.
Ich bin oft gefragt worden: „Lieber Werner, wenn Du als
Jugendlicher bestialisch gequält wurdest, indem, wie Du erzählt hast, Dir z.B. über
Stunden immer wieder Stecknadeln unter die Fuß- oder Fingernägel gerammt
wurden, was war daran eigentlich das Schlimmste?“
Dann kann ich nur antworten: „Nicht der Schmerz war das
Schlimmste, denn der verging wieder. Das Schlimmste war, dass ich keinen
Menschen hatte, dem ich von meiner Not erzählen konnte!
Und das Schönste in
meiner Jugend war, als ich durch einen Jugendfreund eine Familie fand, in der
sich mich stundenweise , tageweise und wochenendweise geborgen fühlen durfte
und mein Herz ausschütten durfte.
Wenn ich mir zu Weihnachten etwas wünschen dürfte, dann
würde ich mir mehr Menschen wünschen, die Zeit für ihre Kinder und Enkelkinder
haben, die mehr Zeit für ihre Partnerin und ihren Partner haben, die mehr Zeit
für sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse haben, die erkennen, wie wichtig
es ist, im Leben Zeit zu haben.
Ihr Lieben,
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| www.bremen.de |
ich wünsche Euch nun einen wundervollen Start in den 4.
Advent und grüße Euch voller Vorfreude auf Weihnachten aus dem winterlichen Bremen
Euer fröhlicher Werner
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| Quelle: Karin Heringshausen |








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