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| Quelle: Karin Heringshausen |
Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Stephan
Palos erzählen:
„Der hilflose Knabe“
„Die alte, erfahrene und weise Frau sprach über die Unart,
erlittenes Unrecht stillschweigend in sich hineinzufressen, und erzählte dazu
die folgende Geschichte:
Einen am Straßenrand sitzenden und vor sich hinweinenden
Jungen fragte ein Vorübergehender nach dem Grund seines großen Kummers: „Ich
hatte zwei Groschen für das Kino zusammen“, sagte der Knabe, „da kam ein Junge
und riss mir einen aus der Hand“, und er zeigte auf einen Jungen, der in
einiger Entfernung zu sehen war.
„Hast Du denn nicht um Hilfe geschrien?“, fragte der Mann.
„Doch“, sagte der Junge und schluchzte ein wenig stärker.
„Hat Dich denn niemand gehört?“, fragte ihn der Mann weiter, ihn liebevoll streichelnd.
„Nein“, schluchzte der Junge noch stärker.
„Kannst Du denn nicht lauter schreien?“, fragte der Mann.
„Doch“, sagte der Junge und schluchzte ein wenig stärker.
„Hat Dich denn niemand gehört?“, fragte ihn der Mann weiter, ihn liebevoll streichelnd.
„Nein“, schluchzte der Junge noch stärker.
„Kannst Du denn nicht lauter schreien?“, fragte der Mann.
„Nein“, sagte der Junge und blickte den Mann mit neuer Hoffnung an.
Denn der Mann lächelte. Dann gib auch den her, den Du noch
hast“, sagte er, nahm ihm den letzten Groschen aus der Hand und ging
unbekümmert weiter.“
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| Quelle: Astrid Müller |
Ihr Lieben,
sehr häufig spreche ich mir Menschen, die unter anderen
Menschen leiden, die, wie man das heute nennt, gemobbt werden. Das ist ein ganz
schlimmer Zustand, der auf die Gesundheit der betroffenen Menschen negative
Auswirkungen hat.
Aber müssen wir uns wirklich alles von anderen Menschen
gefallen lassen?
Ist nicht nicht geboten, eine Grenze zu ziehen und sich zu
wehren, wenn diese Grenze überschritten wird?
Wenn Menschen uns beleidigen, uns verletzen und demütigen,
dann sollten wir zunächst überlegen, ob wir dazu in der Lage sind, unsere
Situation zu ändern.
Wenn zum Beispiel bei der Arbeit mein Chef unfreundlich zu mir ist, dann kann
ich daran nicht unbedingt etwas ändern, außer dadurch, dass ich zu meinem Chef
besonders freundlich bin.
Wenn aber bei der Arbeit ein Arbeitskollege ständig mein Werkzeug benutzt,
sodass ich es hinterher suchen muss, dann kann ich dagegen etwas tun. Ich kann
ihm z.B. sagen: „Du kannst gerne mein Werkzeug benutzen, aber bitte frage ich
vorher!“
Franz von Assisi hat dies wunderbar in einem Gebet
formuliert:
„Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen und die Weisheit, zwischen diesen beiden Dingen die rechte Unterscheidung zu treffen.“
„Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen und die Weisheit, zwischen diesen beiden Dingen die rechte Unterscheidung zu treffen.“
Wenn uns jemand respektlos behandelt, wenn uns jemand
beleidigt oder demütigt, wenn einer uns unberechtigte Vorwürfe mach, dann
müssen wir uns das nicht gefallen lassen, dann ist die Grenze erreicht, dann
sollten wir in ruhigen liebevollen Worten dazu Stellung nehmen und mitteilen,
dass wir uns das nicht gefallen lassen.
Wann aber ist die Grenze erreicht, wann sollen wir das
Stoppschild aufrichten?
Die Grenze ist dann erreicht, wenn durch Beleidigungen, Demütigungen,
unberechtigte Vorwürfe unsere Würde, unsere Selbstachtung und unser
Selbstbewusstsein beschädigt werden.
Wer sich dann nicht wehrt, erleidet einen ganz großen
Verlust.
In der Bibel las ich als junger Mensch einmal folgenden Satz in Matthäus 13,12:
„Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nichts hat, von dem wird auch das genommen, was er hat.“
In der Bibel las ich als junger Mensch einmal folgenden Satz in Matthäus 13,12:
„Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nichts hat, von dem wird auch das genommen, was er hat.“
Den zweiten Teil des Satzes habe ich gar nicht verstanden.
Wie kann man einem Menschen, der nichts hat, auch noch das nehmen, was er hat?
Das war für mich ein Widerspruch in sich selbst.
Wie kann man einem Menschen, der nichts hat, auch noch das nehmen, was er hat?
Das war für mich ein Widerspruch in sich selbst.
Bezogen auf unser heutiges Thema und die heutige Geschichte
sehe ich aber, wie wahr dieses Wort ist: Wenn wir respektlos behandelt werden,
wenn wir beleidigt und gedemütigt werden, wenn uns unberechtigte Vorwürfe
gemacht werden, müssen wir uns wehren, wenn wir das nicht tun, das verlieren wir
auch das noch, was wir haben: Unsere Würde, unsere Selbstachtung und unser
Selbstbewusstsein.
Andererseits stärken wir unsere Würde, unsere Selbstachtung
und unser Selbstbewusstsein, wenn wir eine klare Grenze ziehen und allen
Grenzübertretern entgegentreten und uns auf diese Weise schützen.
Wir dürfen uns nicht wie der Junge in unserer heutigen
Geschichte immer auf die Hilfe anderer Menschen verlassen. „Sich auf andere
Menschen zu verlassen“ – das beurteilt unsere Sprache ganz kritisch.
Es ist sicher kein Zufall, dass das gleiche Wort „verlassen“ zwei ganz unterschiedliche
Bedeutungen hat:
Zum einen bedeutet es, dass ich jemandem vertrauen kann, dass
ich mich also auf ihn „verlassen“ kann. Andererseits kann es auch sein, wenn
wir , wenn wir zu sehr die Hilfe von anderen Menschen erwarten, dann einsam und „verlassen“
sind.
Wir sollten also nicht alle Hilfe von anderen Menschen
erhoffen.
Der Mensch, von dem wir am meisten Hilfe erwarten dürfen, sind wir selbst.
Auf uns selbst können wir uns am meisten verlassen.
Der Mensch, von dem wir am meisten Hilfe erwarten dürfen, sind wir selbst.
Auf uns selbst können wir uns am meisten verlassen.
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| Quelle: Romana Huber |
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch einen verlässlichen Start ins Wochenende und wünsche Euch
recht viel innere Freude, manches Glückgefühl und grüße Euch herzlich aus
Bremen
Euer fröhlicher Werner
Euer fröhlicher Werner
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| Auf der Bank möchte ich einmal sitzen! Quelle: Helmut Mühlbacher |




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