3080 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.087 Geschichten und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Dienstag, 25. Januar 2011

Glück als Schulfach - Kein Scherz!

Ihr Lieben, Lisa Wagner hat mich auf diesen feinen, wirklich sehr guten Artikel aufmerksam gemacht, den ich Euch sehr ans Herz lege.
Foto: aboutpixel.de / Steff74
VOM "GLÜCK" IN DER SCHULE
Schulbesuch steht bei Kindern und Jugendlichen ganz oben auf der Leidensskala: auf Platz 2, gleich hinter dem Zahnarzttermin. Das hat eine österreichische Studie unlängst festgestellt.
Ernst Fritz-Schubert, Schulleiter aus Heidelberg, fragte sich schon lange vorher, "wie Kinder Lebenskompetenz erwerben können, an einem Ort, wo sie am unglücklichsten sind?" und hat es gewagt, das "Schulfach Glück" einzuführen.

Die Schüler/innen der Willy-Hellpach-Schule (mit Wirtschaftsgymnasium, Berufsfachschule für Wirtschaft, Kaufmännischen Berufsschulen für Gesundheitsdienst und für Bank/Industrie) können seit über einem Jahr "Glück" als Wahlpflichtfach belegen. Abgesegnet vom Kultusministerium Baden-Württemberg, mit zweijährigem Curriculum und regulärer Benotung. Möglich gemacht durch viel unbezahlte Extraarbeit des Kollegiums und Sponsoren. Evaluiert durch die Pädagogische Hochschule Heidelberg.

"Glück" als Unterrichtsfach,
das klingt doch recht oberflächlich. Was soll da benotet werden? Was ist "Glück" überhaupt? Der geknackte Lottojackpot vom Dezember? Die richtigen Sneakers? Erträgliche Mathenote? Die neue Liebe aus der 10c? Das Gegenteil von Unglück? Der negative Schwangerschaftstest? Ausbildung in der Bank trotz Finanzkrise? Bis(s) zum Morgengrauen?
Wäre es nicht sinnvoller, ein Fach mit dem Titel "Lern- und Lebenskompetenzen" oder "Lebenssinn" einzuführen? Vermutlich hätte es für die meisten ähnlich viel "Sex-Appeal" wie "Schlüsselkompetenz", "lebenslanges Lernen" oder "Bildung". Glücklich zu sein dagegen ist ein psychologisches und physiologisches Bedürfnis, so die Glücksforscher vom Psychologen bis zum Neurowissenschaftler.
Überhaupt: "Bildung" beschreibe heute nur noch "den Bereich Schule" und habe sich vom ursprünglichen Bildungsanspruch im Sinne der Erziehung von Jugendlichen zu gebildeten und kultivierten Menschen verabschiedet, stellt Ernst Fritz-Schubert in einem Spiegelinterview lakonisch fest. "Wir versuchen, Schülern Bildung im ursprünglichen Sinn zu vermitteln. Ziel ist die Förderung von persönlicher Zufriedenheit, Selbstsicherheit, Selbstverantwortung und sozialer Verantwortung. Die Jugendlichen sollen empfänglich für Glücksmomente sein und sich Wege für ihr eigenes dauerhaftes Glück suchen können."

Die Verantwortung für ihr eigenes GlücklichseinFoto: aboutpixel.de / chips4god
sollen die Schüler/innen also übernehmen. Dafür bekommen sie im zweijährigen Glücksunterricht reichlich Input: auf das eigene körperliche Wohlbefinden achten; die Fähigkeit ausbauen, Gleichgesinnte zu gewinnen; Konfliktfähigkeit erwerben; eigene Interessen und Begabungen entdecken und diese entfalten: Gesundheitsbewusstsein in seelischer und körperlicher Hinsicht entwicklen; Freude an den eigenen kreativen Anlagen empfinden. Sowie Freude auch am Lösen von Aufgaben, an Leistung und an der Übernahme von Verantwortung.
Der Glücksunterricht spricht dabei nicht nur die kognitive Ebene, sondern bewusst auch die emotionale und körperliche an - mit Vorträgen und Diskussionen, Theaterarbeit, Musik, Sport, Konzentrations- und Wahrnehmungsübungen, Ernährungsberatung, Einzel- und Gruppencoaching mit Wertehierarchie, Reflexion und Korrektur. Benotet wird schließlich eine Dokumentation, die die Schüler über ihre Erfahrungen und ihr persönliches "Glücksprojekt" erstellen.


Foto: aboutpixel.de / Ute Pelz
Das Curriculum für die beiden Schuljahre:
1. Freude am Leben, 2. Freude an der eigenen Leistung, 3. Ernährung und körperliches Wohlbefinden, 4. Der Körper in Bewegung, 5. Der Körper als Ausdrucksmittel, 6. Seelisches Wohlbefinden, 7. Das Glück des Augenblicks, 8. Abenteuer Alltag, 9. Kultur und Kulturtechniken als Grundlage für soziales Leben und 10. Das Ich und die soziale Verantwortung. Dazu reichlich Raum für die Besprechung und Bearbeitung der Schülerdokumentationen. Die Schüler/innen sprechen über ihre Lebensziele, spüren ihre Stärken und Schwächen und "erkennen Emotionen als wirkliche Ressourcen" und erhalten Anerkennung.



Glück ist also erlernbar.
Bestseller-Autor Paul Watzlawick ("Anleitung zum Unglücklichsein") vertraut auf die "sich selbst erfüllende Prophezeiung": Wer ans Glück glaubt, hat es. Richard Wiseman, Professor an der Universität Hertfordshire, beschreibt den "Glückspilz" als jemanden, der sich für alles irgendwie interessiert. Menschen, die sich als glücklich bezeichnen, suchen ihre Umwelt nach (Glücks)Möglichkeiten ab. "Pechvögel" sind dagegen so auf ihr Unglück fixiert, dass sie die glücksversprechenden Momente gar nicht erst wahrnehmen.

Glück ist Arbeit. Die Fähigkeit, der Mut und die Selbstmotivation sich für die Welt zu öffnen und mit ihr in einen Dialog zu treten.
Richard Layards, Professor an der London School of Economics, hat in seinen Studien festgestellt, dass das Glücksempfinden ab einer Einkommensgröße von 20.000 USD jährlich nicht mehr wirklich wächst. Hört sich wie ein "Geldmachtnichtglücklichklischee" an, stimmt aber: Die glücklichsten Menschen sind die mit den besten sozialen Kontakten - Menschen, die andere Menschen mögen, sich gerne austauschen und denen die Gegenwart wichtiger ist als eine nicht greifbare Zukunft.

Beim Streben nach Sinnhaftigkeit stellt sich Glück ganz von alleine ein.
"Im Dienst an einer Sache oder in der Liebe zu einer Person erfüllt der Mensch sich selbst. Je mehr er aufgeht in seiner Aufgabe, je mehr er hingegeben ist an seinen Partner, um so mehr ist er Mensch, um so mehr wird er selbst. Sich selbst verwirklichen kann er also eigentlich nur in dem Maße, in dem er sich selbst vergisst, in dem er sich selbst übersieht," schreibt Viktor Frankl. Für ihn strebt der Mensch nicht das Glücklichsein an sich an, sondern den Grund zum Glücklichsein - ist der da, stellt sich das Glücklichsein ein.

Der Impuls Glück als lern- und lehrbar zu sehen,
scheint in der heutigen Zeit überraschend. Wenngleich die Menschheit ohne diese Fähigkeit vermutlich längst ausgestorben wäre. Er geht gegen den Zeitgeist, der Glücksversprechen mit Konsum verbindet und betont die Eigenverantwortung. Es ist bestimmt nicht schlecht, diesen Anregungen zu folgen und es zu riskieren, uns alle einmal in diesem Schulfach zu üben: Wenn man Mathe lernen kann, was keiner mag, warum nicht Glück lernen, was jeder haben möchte?
von Inga Walther, Adelheid Engst

  

1 Kommentar:

  1. Glück als Schulfach ist eine wunderbare Sache und in meinen Augen längst überfällig, hoffentlich schließen sich dem Beispiel von Ernst Fritz-Schubert noch viele, viele Schulen an. Für alle, die noch nicht in den Genuss von Glücksunterricht kommen und dennoch etwas für ihre guten Gefühle tun möchten, empfehle ich das Buch "Mein Glückspilztrainer; Buch auf-gut drauf!" Infos unter: www.carinamathes.de

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