Besorgungen
Ein Mensch geht eines Vormittages,
gewärtig keine Schicksalsschlages,
geschäftigt durch die große Stadt,
wo viel er zu besorgen hat.
Doch schon trifft ihn der erste Streich:
Ein Türschild tröstet: „Komme gleich!“
„Gleich“ ist ein sehr verschwommenes Wort,
der Mensch geht deshalb wieder fort,
zum zweiten Ziele zu gelangen:
„Vor fünf Minuten weggegangen…“
Beim dritten hat er auch kein Glück:
„Kommt in acht Tagen erst zurück!“
Beim vierten heißts nach langem Lauern:
„Der Herr Direktur lässt bedauern…“
Ein überfülltes Wartezimmer
beim fünften raubt den Hoffnungsschimmer.
Beim sechsten stellt es sich heraus:
Er ließ ein Dokument zu Haus.
Nun kommt das siebte an die Reih:
„Geschlossen zwischen zwölf und zwei!“
Der Mensch, mit Wut erfüllt zum Bersten,
beginnt nun noch einmal beim ersten.
Da werden ihm die Kniee weich:
Dort steht noch immer: „KOMME GLEICH“
Text von Eugen Roth
Dort steht noch immer: „KOMME GLEICH“
Text von Eugen Roth
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