3080 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.087 Geschichten und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Montag, 25. Oktober 2010

Ehrlichkeit währt am längsten, sagte schon meine Oma

"Sieh zu, dass du ein ehrlicher Mensch wirst, denn damit sorgst du dafür, dass es einen Schurken weniger auf der Welt gibt."
Thomas Carlyle


Ihr Lieben,

heute morgen möchte ich Euch eine Geschichte von Johann Peter Hebel erzählen:

"DER KLUGE RICHTER"

Ein reicher Mann hatte eine beträchtliche Geldsumme, welche in ein Tuch eingenäht war, aus Unvorsichtigkeit verloren. Er machte daher seinen Verlust bekannt und bot, wie man zu tun pflegt, dem ehrlichen Finder eine Belohnung, und zwar von hundert Talern an.

Da kam bald ein guter und ehrlicher Mann dahergegangen.
"Dein Geld habe ich gefunden. Dies wird's wohl sein! So nimm dein Eigentum zurück!" So sprach er mit dem heitern Blick eines ehrlichen Mannes und eines guten Gewissens, und das war schön.

Der andere machte auch ein fröhliches Gesicht, aber nur, weil er sein verloren geschätztes Geld wieder hatte. Denn wie es um seine Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das Geld und dachte unterdessen geschwinde nach, wie er den treuen Finder um seine versprochene Belohnung bringen könnte.

"Guter Freund", sprach er hierauf, "es waren eigentlich 800 Taler in dem Tuch eingenäht. Ich finde aber nur noch 700 Taler. Ihr werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und Eure 100 Taler Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Ihr wohl daran getan. Ich danke Euch."

Das war nicht schön. Aber wir sind noch nicht am Ende. Ehrlich währt am längsten, und Unrecht schlägt seinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem es weniger um die 100 Taler als um seine unbescholtene Rechtschaffenheit ging, versicherte, daß er das Päcklein so herbeigebracht, wie er's gefunden habe.

Am Ende kamen sie vor den Richter. Beide bestanden auch hier noch auf ihrer Behauptung - der eine, daß 800 Taler seien eingenäht gewesen, der andere, daß er von dem Gefundenen nichts genommen und das Päcklein nicht versehrt habe.

Da war guter Rat teuer. Aber der kluge Richter, der die Ehrlichkeit des einen und die schlechte Gesinnung des andern im Voraus zu kennen schien, griff die Sache so an:
Er ließ sich von beiden über das, was sie aussagten, eine feste und feierliche Versicherung geben und tat hierauf folgenden Ausspruch:

"Demnach, und wenn der eine von euch 800 Taler verloren, der andere aber nur ein Päcklein mit 700 Talern gefunden hat, so kann auch das Geld des letztern nicht das nämliche sein, auf welches der erstere ein Recht hat.

Du, ehrlicher Freund, nimmst also das Geld, welches du gefunden hast, wieder zurück und behältst es in guter Verwahrung, bis der kommt, welcher nur 700 Taler verloren hat.

Und dir da weiß ich keinen andern Rat, als du geduldest dich, bis derjenige sich meldet, der deine 800 Taler findet."

So sprach der Richter, und dabei blieb es."


Ihr Lieben,

Die Geschichte gefällt mir immer, wenn ich sie lese, sehr gut.

Es geht in dieser Geschichte ja nur vordergründig darum, dass ein Mensch unehrlich ist, nein, das besonders Hinterhältige in dieser Geschichte ist, dass hier ein Mensch ehrlich ist und eine große Geldsumme zurückgibt und dann um seinen verdienten Lohn gebracht wird.

Ein ehrlicher Finder ist immer etwas Wunderbares. Es zeigt, welche Gesinnung ein Mensch hat. Jeder von uns kann in seinem Leben einmal etwas verlieren, von dem er hofft, dass er es wiederbekommt und dann können wir uns freuen, wenn ein ehrlicher Finder sich meldet und wir unser Hab und Gut wiederbekommen. Wir sollten aber auch immer so fair sein, dem ehrlichen Finder seinen verdienten Finderlohn auszuhändigen.

Meine Oma sagte schon früher immer: "Ehrlich wärt am längsten!"

Auch wenn das nicht in allen Fällen eintreffen mag, so sollten wir uns eine ehrliche innere Haltung gewahren und so auch unseren Kindern und Enkelkindern ein großes Vorbild sein. Die Ehrlichkeit wird mit dazu beitragen, dass wir innerlich zufrieden mit uns selbst sind.

Es ist besser, dass wir die Aufgabe der Ehrlichkeit selber in die Hand nehmen, als uns darauf zu verlassen, einem so weisen Richter wie in unserer Geschichte zu begegnen.

Ich wünsche Euch allen einen guten und fröhlichen Start in die neue Woche und ich grüße Euch alle ganz herzlich

Euer Werner vom Weserstrand

                                                                     

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