3080 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.087 Geschichten und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Dienstag, 26. Oktober 2010

Ein Theaterstück zeigt die Tricks der Triebtäter

25.10.10 15:12 Uhr

Ein Theaterstück zeigt die Tricks der Triebtäter

Dumme Anmache im Schulbus: Auch das wird im Theaterprojekt „Mein Körper gehört mir“ thematisiert. Foto: Rösler
Dumme Anmache im Schulbus: Auch das wird im Theaterprojekt „Mein Körper gehört mir“ thematisiert. 
Foto: Rösler
 
SCHWARZENBRUCK – Jedes Jahr werden in Deutschland laut Statistik des Bundeskriminalamtes über 15.000 Kinder unter 14 Jahren sexuell misshandelt. Die Dunkelziffer dürfte bedeutend höher sein. Eine enorm große Zahl dachten sich auch Anna Pallas und Reinhard Gesse, die in Osnabrück vor 16 Jahren die theaterpädagogische Werkstatt (tpw) gegründet haben. 

Nein zu sagen fällt vielen Kindern schwer. Sie wollen aus Höflichkeit fremde Personen oder die eigene Verwandtschaft und Bekanntschaft nicht verletzen. Mit dem Projekt „Mein Körper gehört mir“ sollen Grundschülern der dritten und vierten Klasse die Gefahren, Folgen und letztendlich das Vorbeugen sexuellen Missbrauchs spielerisch nähergebracht werden. In ganz Deutschland kommt dieses Theaterstück bei den Kindern, aber auch bei den Eltern und Lehrern sehr gut an. Nun wollen die Initiatoren dieses Projekt in Nordbayern etablieren. Zu einer Vorstellung kamen deshalb Vertreter von Schulämtern und Erziehungsberatungsstellen, Lehrer, Schulleiter und Auszubildende der Fachakademie für Sozialpädagogik Altdorf in die Bürgerhalle nach Schwarzenbruck.

Die Neumarkterin Iris Krüninger führte mit Reinhard Gesse das Stück auf. Ihre Mutter Erna Krüninger fungiert in der „alten Heimat“ als tpw-Vertreterin für ganz Nordbayern. In der gesamten Aufführung wird den Kindern das Ja- und Nein-Gefühl nähergebracht. Gute Gefühle darf man zulassen, sie tun einem selber gut. Hat man ein schlechtes Gefühl erlebt, so ist es immer wichtig, mit einem vertrauten Erwachsenen darüber zu sprechen, damit es einem wieder besser geht.

Auch wenn man im Schulbus belästigt wird, der Klassenkamerad einem in den Po kneift, man grob angefasst wird, von Verwandten gezwungen wird, sich für ein Foto nackt auszuziehen oder den Onkel küssen soll.

Traut man sich nicht, direkt Nein zu sagen, so gibt es zahlreiche andere Ausdrücke, die vielleicht sogar höflicher klingen. Der Begriff sexueller Missbrauch wird auch in kurzweiligen Diskussionsrunden dem Nachwuchs kindgerecht erklärt. Die Schauspieler, deutschlandweit sind es 50 Teams, geben Hinweise und Tipps, wie man sich vor solchen Angriffen schützen kann. Viele Kinder verbringen den Nachmittag häufig vor dem Internetchat. Ohne, dass es die Eltern mitbekommen, machen sie Treffen mit Unbekannten aus. Erst bei der Verabredung merkt das Kind, dass ein erwachsener Mann dahintersteckt, der sich online als Junge ausgegeben hat und so das Kind absichtlich anlocken und misshandeln will.

Habe ich ein Ja- oder ein Nein-Gefühl? Weiß eine vertraute Person, wo ich bin? Bekomme ich Hilfe, wenn ich welche brauche? Das sind die drei wichtigsten Fragen, die sich das Kind in Extremsituationen stellen sollte. Können alle drei mit Ja beantwortet werden, so ist der Sprössling sicher und die Wahrscheinlichkeit einer Misshandlung ist gering. Am Ende erhalten die jungen Schülerinnen und Schüler eine Karte, auf der die „Nummer gegen Kummer“ notiert ist, bei der man sich auch anonym melden und Hilfe einholen kann.
Anna Pallas stellt den Schulen zur Nachbereitung im Unterricht Materialien mit Fragebögen zusammen, die den aktuellen Ereignissen entsprechend immer wieder neu zusammengestellt werden. Eine Zusammenarbeit mit Behörden und Forschungsinstituten ist deshalb von großer Bedeutung. Gerade Triebtäter wenden immer wieder neue Tricks an, um Kinder verführen oder sogar entführen zu können.

Pallas selbst hat Sonderpädagogik studiert. Nach vier Jahren Lehrzeit an der Sonderschule für Lernbehinderte (heute: Förderschule Lernen) entschied sie sich für das Theaterspielen. Sie bewarb sich bei der Kindertheatergruppe. Auf der städtischen Bühne war sie als Regieassistentin und Theaterpädagogin tätig. Jahrelang arbeitete sie am Theater in Osnabrück. Dort lernte sie auch Reinhard Gesse kennen. Schnell konnte sie den gelernten Schauspieler begeistern, am Programm zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Kindern mitzuspielen. Sie gründeten die theaterpädagogische Werkstatt und führen seitdem vor Kindern und Eltern „Mein Körper gehört mir“ auf, was jährlich auf große Begeisterung stößt. Kinder stark machen, damit sie bei Missbrauchsversuchen Nein sagen können, ist das Ziel dieser Veranstaltung. Ab Januar 2011 soll das Stück in möglichst vielen Grundschulen in Nordbayern vormittags aufgeführt werden.

Sabine Rösler

Infos unter www.tpw-osnabrueck.de, www.meinkoerpergehoertmir.de

                                                              

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