"KEINE WEISHEIT, DIE AUF ERDEN GELEHRT WERDEN KANN, KANN UNS DAS GEBEN, WAS UNS EIN WORT UND EIN BLICK DER MUTTER GIBT."
WILHELM RAABE
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Wilhelm Raabe erzählen:
"MUTTER BEKOMMT KEIN GELD"
"Auf der Straße begegnete mir frühmorgens oft ein munterer, fröhlicher
Junge.
Er trug für einen Bäcker die Brötchen aus. Eines Tages ließ ich
mich in ein Gespräch mit ihm ein. "Mit dem Austragen", sagte der Knabe
mit leuchtenden Augen, "verdiene ich schon ein gutes Stück Geld. Mein
Vater, der in einer großen Tischlerei arbeitet, verdient freilich viel
mehr."
"Und was tut denn deine Mutter den ganzen Tag?" fragte ich.
"Mutter",
sagte er, "die steht morgens als erste von uns auf und weckt mich, damit
ich pünktlich wegkomme. Dann weckt sie meine Geschwister, die zur
Schule müssen, und gibt ihnen ihr Frühstück. Sind sie fort, so wird
Vaters Tasche zurechtgemacht und sein Frühstück hineingepackt.
Inzwischen ist die kleine Luise aufgewacht, die erst zwei Jahre alt ist.
Mutter muß sie waschen und anziehen. Dann macht Mutter die Betten,
räumt auf und kocht Mittagessen. Und so geht es den ganzen Tag weiter."
"Wieviel verdienst du denn?" fragte ich weiter. "Na - so ungefähr zehn Mark."
"Und der Vater, wieviel bekommt der?" "Hundert Mark und noch mehr."
"Und was bekommt die Mutter für ihre Arbeit?" fragte ich zuletzt.
Da sah mich der Junge groß an und fing an zu lachen. "Die Mutter", sagte
er, "die arbeitet doch nicht für Geld. Die arbeitet doch nur für uns
den ganzen Tag!"
Ihr Lieben,
wenn ich diese Geschichte lese, muss ich im ersten Augenblick lachen, aber dann bleibt mir das Lachen im Halse stecken.
Als meine Söhne noch Jugendliche waren, kam eines Nachmittags ein guter Freund meines damals 14-jährigen Sohnes und wollte ihn abholen. Wir waren gerade dabei, gemeinsam die Küche aufzuräumen.
Der Freund meines Sohnes fragte meinen Sohn ganz erstaunt:
"Wieso musst Du helfen? Habt Ihr keine Mutter? Ich muss nie helfen, für die Arbeit im Haushalt ist schließlich unsere Mutter da."
Drei Gedanken möchte ich dazu äußern:
Ich würde es mir sehr wünschen, dass in unserer Gesellschaft das, was die Mütter leisten, endlich einmal entsprechend auch gewürdigt wird. Für mich sind die Mütter die wichtigsten Mitglieder unserer Gesellschaft, sie tragen oft die ganze Last der Erziehung und des Haushalt und sind oft die einzigen Ansprechpartner ihrer Kinder.
Es sollte immer selbstverständlicher werden, dass im Haushalt arbeitsteilig gearbeitet wird, dass jedes Familienmitglied entsprechend seinem Alter, seinen Fähigkeiten und seiner sonstigen zeitlichen Belastung seinen Beitrag leistet zum gemeinsamen Haushalt.
Wenn wir unsere Kinder und Enkelkinder dazu anhalten, kleine Pflichten im Haushalt zu übernehmen, sorgen wir gleichzeitig mit dafür, dass unsere Kinder und Enkelkinder lernen, das, was eine Mutter leistet, hoch zu schätzen und der eigenen Mutter mit mehr Respekt zu begegnen als der damalige Freund meines Sohnes.
Ich wünsche euch heute einen sonnigen Tag, den Müttern unter Euch einen respektvollen Tag und ich grüße Euch alle ganz herzlich
Euer fröhlicher Werner vom Weserstrand
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Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen
Euer fröhlicher Werner aus Bremen
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