"Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft." Marie von Ebner-Eschenbach
Ihr Lieben,
heute Morgen möchte ich Euch eine chinesische Legende erzählen:
"Wer anderen in ihrem Leid hilft,
"Wer anderen in ihrem Leid hilft,
überwindet das eigene Leid!"
"Eine Frau, deren Sohn tödlich verunglückt war, wusste sich in ihrer Trauer keinen Rat mehr. Sie suchte einen weisen Mann auf und fragte ihn:
„Sag mir, wie kann ich meinen Sohn wieder zurück bekommen?“ Der Weise antwortete ihr: „Bring mir ein Senfkorn aus einem Haus, deren Bewohner noch kein Leid kennengelernt haben! Damit kann ich Deinen Schmerz löschen.“
Die Frau machte sich auf die Suche nach einem solchen besonderen Senfkorn. Sie kam an ein prächtiges Haus, klopfte und brachte ihre Bitte vor: „Ich suche ein Haus, das niemals Leid erfahren hat, bin ich bei euch richtig? Es ist sehr wichtig für mich!“
Aber die Bewohner des schönen Hauses erzählten all das Unglück, das sich gerade bei ihnen ereignet hatte. Die Frau dachte bei sich: „Wer kann diesen unglücklichen Menschen besser helfen als ich, die ich so tief in Not geraten bin!“
Sie blieb und tröstete. Dann machte sie sich weiter auf die Suche nach einem Haus ohne Leid. Aber wohin sie sich auch wandte, kleine Hütten, riesige Paläste, überall begegnete ihr Leid.
Schließlich beschäftigte sie sich nur noch mit dem Leid anderer Menschen, sodass sie ganz die Suche nach dem Senfkorn und auch den weisen Mann vergaß. Ihr war auch nicht bewusst, dass sie auf diese Weise tatsächlich den Schmerz und die Trauer aus ihrem Leben verbannt hatte."
Ihr Lieben,
sicher fragt Ihr Euch, warum erzählt uns Werner an diesem Neujahrsmorgen eine so traurige Geschichte, eine Geschichte vom Leid?
Dies ist nur auf den ersten Blick eine traurige Geschichte, in Wirklichkeit ist es eine wunderbare Geschichte, die uns davon berichtet, wie wir mit Leid am besten umgehen können.
Ich darf aus meiner eigenen Erfahrung sagen, mir ist es ebenso ergangen wie der Frau in unserer Geschichte.
Wenn ich mich immer nur mit dem beschäftigt hätte, was man mir in Kindheit und Jugend angetan hätte, wäre ich sicher eines Tages zum Amokläufer geworden.
Aber ich habe Euch ja von meinem Freund Hans-Christoph berichtet, der schwerst asthmakrank war. Diese wundervolle Freundschaft zu diesem Jungen hat mein Leid, meine grauenhaften Erlebnisse nicht ausgelöscht, aber indem ich ihm half, indem ich ihm das Leben lebenswert machte, indem ich sein Freund war und etwas mit ihm unternahm, ihm seine letzten Jahre verschönte, überwand ich auch mein eigenes Leid und ich entdeckte, wie wundervoll es ist, anderen Menschen zu helfen, und wie glücklich man dadurch selber wird.
Deshalb werde ich mich auch im Neuen Jahr mit allen meinen Kräften dafür einsetzen, dass Kinder vor sexuellem Missbrauch und Gewalt bewahrt bleiben.
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