Ein Mensch braucht Liebe, um Mensch zu werden."
Phil Bosmans
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte aus dem alten Russland von Iwan Turgenjew erzählen:Das Geschenk des Bettlers
Ich ging die Straße hinunter...
Ein armer, gebrechlicher Greis hielt mich an.
Entzündete, tränende Augen, fahlblaue Lippen, zerfetzte Lumpen, unsaubere Wunden...
Oh, wie schrecklich hatte die Not dieses unglückliche Geschöpf verunstaltet!
Er streckte mir seine gerötete, verschwollene, schmutzige Hand hin...
Er stöhnte, er ächzte um Hilfe.
Ich begann, all meine Taschen zu durchsuchen...
Aber weder Geldbeutel, noch Uhr, nicht einmal das Taschentuch war da.
Ich hatte nichts mitgenommen.
Der Bettler aber wartete noch immer...
und seine ausgestreckte Hand bebte und zitterte vor Schwäche.
Verwirrt und verlegen ergriff ich mit kräftigem Druck diese schmutzige, zitternde Hand...
"Zürn mir nicht, Bruder; ich habe gar nichts bei mir, mein Bruder."
Der Bettler richtete seine entzündeten Augen auf mich;
ein Lächeln kam auf seine fahlen Lippen -
und dann drückte auch er meine erkalteten Finger.
"Laß es gut sein, Bruder", sagte er leise;
"auch dafür bin ich dir dankbar. Auch das ist eine Gabe, mein Bruder."
Da fühlte ich, daß auch ich von meinem Bruder eine Gabe empfangen hatte."
Ihr Lieben,
solche Not, wie sie hier geschildert wird, haben wir nicht mehr in unserem Land zu beklagen, aber in sehr vielen Ländern dieser Erde.
Aber das ist nicht der entscheidende Punkt dieser Geschichte. Das Berührende der Geschichte ist, zu sehen, wie viel dem Bettler die menschliche Begegnung bedeutet.
Wir können nicht jeden Armen in der Stadt bzw. dem Ort, in der/dem wir leben, finanziell unterstützen, aber wir können jedem Armen, der uns im Alltag begegnet, etwas schenken, das für ihn ebenso wertvoll ist wie eine finanzielle Unterstützung: Wir können uns ihm menschlich zuwenden, ihm unser Lächeln, unseren Händedruck, unseren Respekt, unsere Fröhlichkeit, unsere Liebe schenken.
Wenn wir das tun, werden wir erleben, dass Menschen aufblühen werden, dass sie sich freuen, weil ihr Herz "zu essen und trinken" bekommt.
Vor allem aber werden wir erleben, dass wir durch solche Begegnungen selber reichlich beschenkt werden, dass wir selbet dadurch glücklich werden.
Ich wünsche Euch heute einen fröhlichen Tag mit vielen menschlichen Begegnungen und grüße Euch ganz herzlich, Euer fröhlicher Werner
Welch wunderbare und wahre Worte lieber Werner. Das darf ich täglich aufs Neue erfahren und ich bin dem Leben sehr dankbar dafür...
AntwortenLöschenglg Eine liebe Umarmung und ein Lächeln für Dich
Antje