3080 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.087 Geschichten und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Samstag, 13. November 2010

Was ist schon normal?

Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben. 
George Bernard Shaw


Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Kathryn Cave erzählen:

"Das Wesen "Irgendwie anders"

"Auf einem hohen Berg, wo der Wind pfiff, lebte ganz allein und ohne einen einzigen Freund Irgendwie Anders.

Er wusste, dass er irgendwie anders war, denn alle fanden das. Wenn er sich zu ihnen setzen oder mit ihnen spazierengehen oder mit ihnen spielen wollte, dann sagten sie immer: 
"Tut uns leid, du bist nicht wie wir. Du bist irgendwie anders. Du gehörst nicht dazu."

Irgendwie Anders tat alles, um wie die anderen zu sein.
Er lächelte wie sie und sagte "Hallo". Er malte Bilder. Er spielte, was sie spielten (wenn er durfte). Er brachte sein Mittagessen auch in einer Papiertüte mit. Aber es half nichts.

Er sah nicht so aus wie die anderen und er sprach nicht wie sie. Er malte nicht so wie sie.
Und er spielte nicht so wie sie. Und was er für komische Sachen aß!

"Du gehörst nicht hierher", sagten alle. "Du bist nicht wie wir, du bist irgendwie anders!"

Irgendwie Anders ging traurig nach Hause. Er wollte gerade schlafen gehen, da klopfte es an der Tür. Draußen stand jemand - oder ein Etwas.

"Hallo!" sagte es. "Nett, dich kennenzulernen. Darf ich bitte reinkommen?"
"Wie bitte?", sagte Irgendwie Anders.

"Guten Tag!", sagte das Etwas und hielt ihm die Pfote hin - das heißt, eigentlich sah sie mehr wie eine Flosse aus.

Irgendwie Anders starrte auf die Pfote. "Du hast dich wohl in der Tür geirrt", sagte er.
Das Etwas schüttelte den Kopf. "Überhaupt nicht, hier gefällt's mir. Siehst du..."

Und ehe Irgendwie Anders auch nur bis drei zählen konnte, war es schon im Zimmer und setzte sich auf die Papiertüte. "Kenn ich dich?", fragte Irgendwie Anders verwirrt.

"Ob du mich kennst?", fragte das Etwas und lachte. "Natürlich! Guck mich doch mal ganz genau an, na los doch!"

Und Irgendwie Anders guckte. Er lief um das Etwas herum, guckte vorn, guckte hinten.
Und weil er nicht wusste, was er sagen sollte, sagte er nichts.

"Verstehst du denn nicht!", rief das Etwas. "Ich bin genau wie du! Du bist irgendwie anders - und ich auch."

Und es streckte wieder seine Pfote aus und lächelte. Irgendwie anders war so verblüfft,
dass er weder lächelte noch die Pfote schüttelte.

"Wie bin ich?" sagte er. "Du bist doch nicht wie ich! Du bist überhaupt nicht wie irgendwas, das ich kenne. Tut mir leid, aber jedenfalls bist du nicht genauso irgendwie anders wie ich!" Und er ging zur Tür und öffnete sie. "Gute Nacht!"

Das Etwas ließ langsam die Pfote sinken. "Oh!", machte es und sah sehr klein und sehr traurig aus. Es erinnerte Irgendwie Anders an irgendwas, aber er wusste einfach nicht, woran. Das Etwas war gerade gegangen, da fiel es ihm plötzlich ein.

"Warte!", rief Irgendwie Anders. "Geh nicht weg!" Er rannte hinterher, so schnell er konnte. Als er das Etwas eingeholt hatte, griff er nach seiner Pfote und hielt sie ganz, ganz fest. "Du bist nicht wie ich, aber das ist mir egal. Wenn du Lust hast, kannst du bei mir bleiben."

Und das Etwas hatte Lust. Seitdem hatte Irgendwie Anders einen Freund.

Sie lächelten und sagten "Hallo".
Sie malten zusammen Bilder.
Sie spielten das Lieblingsspiel des Anderen - jedenfalls probierten sie es...
Sie aßen zusammen.
Sie waren verschieden, aber sie vertrugen sich.

Und wenn einmal jemand an die Tür klopfte, der wirklich sehr merkwürdig aussah, dann sagten sie nicht "Du bist nicht wie wir" oder "Du gehörst nicht dazu". Sie rückten einfach ein bisschen zusammen."


Ihr Lieben,
zugegeben, bei unserer heutigen Geschichte handelt es sich um ein reines Märchen, aber dieses Märchen hat eine tiefe Wahrheit.
Ich kann im Sinne des obigen Zitats die ganze Diskussion um "normal" und "nicht normal" nicht mehr hören. 

Wenn ich ganz ehrlich bin, ich möchte gar nicht normal sein, ich möchte nicht sein wie jeder Andere, ich möchte gerne ein wenig verrückt sein, ich möchte ausbrechen aus der Normalität des Alltags und ich kann Euch versichern, wenn man ausbricht aus der Normalität, wird das Leben richtig spannend. 

Wenn ich gleich einkaufen fahre und mir Menschen begegnen und ich die besonders freundlich und herzlich begrüße und ihnen ein schönes Wochenende wünsche, ist das nicht normal. 

Aber wenn ich dann die strahlenden Gesichter der Menschen sehe, die sich über meinen Gruß und mein Lächeln freuen, dann merke ich, es macht Freude, unnormal zu sein.

Ich wünsche Euch nun ein fröhliches, unnormales, gemütliches Wochenende und grüße Euch alle mit einem fröhlichen "Moin, Moin aus Bremen, Euer unnormaler Werner

                                                                      

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