Paul Claudel
Ihr Lieben,
ich möchte euch heute die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
Vati weiß es
"Wo willst du hin, kleines Fräulein?" fragte ein Busfahrer in London. Der einzige Fahrgast in dieser Etage des doppelstöckigen Wagens war ein noch sehr kleines Mädchen, das ruhig in einer Ecke saß.
Zuerst gab es keine Antwort, aber nach einem Augenblick des Zögerns sagte sie: "Ich will nach Hause".
Der Fahrer pfiff ein paar Töne vor sich hin, fragte dann aber wieder:
"Aber wo willst du nun wirklich hin?"
"Heim", lautete die Antwort, diesmal in einem etwas beunruhigten Ton.
"Aber wo willst du aussteigen?"
Das Kind sah den Fahrer mit einem verwirrten Ausdruck an, doch plötzlich hellte sich sein Gesicht auf, und es sagte glücklich:
"Ich weiß es nicht, aber mein Vati weiß es." Dann zeigte sie gegen die Decke:
"Da oben ist er."
An der nächsten Haltestelle kam tatsächlich ein breitschultriger Mann aus dem oberen Stock die Treppe herab und rief: "Komm Rosel, hier müssen wir aussteigen!"
Ihr Lieben,
ich habe zwar gestern schon eine Geschichte zum Vertrauen erzählt, aber ich fand diese Geschichte so berührend, dass ich sie heute gleich hier erzählen musste.
Kinder haben eine Gabe, die wir fast verloren haben, sie kennen über das normale Vertrauen hinaus noch die Gabe des Urvertrauens.
Sie wissen genau: Ich muss den Weg nicht kennen, Hauptsache mein Vater, meine Mutter kennen ihn. Wenn die den Weg kennen, bin ich sicher, dann kann mir nichts geschehen, die passen auf mich auf, die behüten und schützen mich.
Solche Eltern wünsche ich allen Kindern.
Das unendlich Traurige bei vielen Sexualverbrechen an Kindern ist für mich immer wieder die Tatsache, dass sehr häufig die Opfer darüber berichten, dass sie mit ihren Eltern nicht über das reden konnten, was ihnen geschehen ist und dass erst so der sexuelle Missbrauch seinen Verlauf nehmen konnte.
Ihr Lieben,
der beste Schutz gegen sexuellen Missbrauch, das ist meine feste Überzeugung, ist ein tiefes, starkes Vertrauen zwischen Kindern und ihren Eltern.
Deshalb wünsche ich Euch allen und Euren Kindern und Enkelkindern, dass es Euch gelingen möge, von klein auf ein solches tiefes Vertrauen aufzubauen.
Ich wünsche Euch nun ein fröhliches Wochenende im Kreis Eurer Lieben und Kinder und Enkelkindern und grüße Euch mit einem ganz fröhlichen "Moin, Moin" vom Weserstrand
Euer zuversichtlicher Werner
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