3080 Geschichten


Auf dem ESELSKIND-Blog stehen inzwischen 3.087 Geschichten und zwei Mal in der Woche kommen weitere hinzu.

Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen


Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Freitag, 17. September 2010

Kinder stark machen

Ihr Lieben,
endlich scheint das Thema auch in der Politik anzukommen, endlich scheint man auch dort zu begreifen, dass es wichtig ist, Kinder stark zu machen, damit sie ich gegen sexuellen Missbrauch wehren können. 
Es ist noch keine große Bewegung in der Politik, aber ein erster Anfang, eine zarte Blume, wie man dem nachfolgenden Artikel aus der Welt-Online entnehmen kann.
 
Die Welt-Online: 07:24

Kinder stark machen

Stephanie zu Guttenberg, Frau des Bundesverteidigungsministers, engagiert sich gegen Kindesmissbrauch. Jetzt stellte sie ihr Buch dazu vor.
Von Manuel Bewarder
 
Stephanie zu Guttenberg weiß, welche Bilder ihre ernste Botschaft an diesem Mittwochabend nicht überlagern sollen. Deshalb trägt sie zum dunklen, dezenten Blazer die blonden Haare geschlossen, als sie die kleine Bühne im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann betritt. Das Thema soll von nun an nicht mehr nur ihr gutes Aussehen sein.

Kindesmissbrauch. Sexuelle Gewalt. Vergewaltigung. Darüber möchte die Ururenkelin Otto von Bismarcks reden. Stephanie zu Guttenberg, 33 Jahre alt, Mutter von zwei Töchtern, ist die Ehefrau von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Zusammen sind sie das politische Glamourpaar der Nation.

Nun aber spricht sie als Präsidentin des Vereins Innocence in Danger. In den Händen hält sie ihr erstes Buch "Schaut nicht weg". In der Buchhandlung ist zu diesem Zeitpunkt noch wenig vom märchenhaften Glanz der Guttenbergs zu spüren.

Um nackte Haut ging es ihr in den vergangenen Tagen genug, sagt Guttenberg gleich am Anfang. Sie spricht von der "leicht verengten Berichterstattung" über die fast 180 Buchseiten. Von Pornografie, die die Jugend verderbe, sei vor allem die Rede gewesen. Und während eine Etage weiter oben die CDs von Jugend-Idolen wie Rihanna oder Britney Spears in den Verkaufsregalen stehen, schüttelt Guttenberg im Untergeschoss den Kopf. Nur eins von fünf Kapiteln handele doch von der "sexualisierten Gesellschaft".

Während ihrer kleinen Medienschelte lächelt Guttenberg. Sie, die Politikergattin mit Charity-Engagement, hat ja auch von der Aufmerksamkeit profitiert: Die erste Auflage ihres Buches war am Erscheinungstag ausverkauft. Dass sie in diesem Jahr der vielen Missbrauchsskandale einen Nerv getroffen hat, das merke sie nach jedem Vortrag: "Zwei bis acht Personen kommen dann immer auf mich zu und erzählen mir, dass sie missbraucht wurden. Und dass sie jetzt erst darüber reden." In der dritten Reihe, gleich hinter den reservierten Plätzen, sitzt eine ältere Dame. Kurz zuvor stand sie noch als Erste in der Schlange vor dem Eingang. Das Buch ist ihr egal. Sie will die Ministergattin erleben. Als sich Frau Guttenberg vor der Lesung mit einem Tross von Menschen an ihr vorbeischob, strahlte die Dame aufgeregt, froh und vielleicht ein bisschen ergeben: "Tolle Frau! Was für ein Paar das ist." Dabei war vom Minister noch gar nichts zu sehen.

Stephanie zu Guttenberg hat zum Kindesmissbrauch viel mehr zu sagen, als in diese eine Stunde passt. Deshalb spricht sie immer schneller, gönnt nur den wirklich wichtigen Silben eine längere Aussprache: "Die Chancen, in diesem Bereich zu helfen, sind un- end- lich hoch." Zuvor hatte sie die fast 150 Zuhörer mit der Realität geschockt.

"Der schlimmste Missbrauch geschieht noch immer in den Kinderzimmern", sagt Stephanie zu Guttenberg. Jedes fünfte Mädchen und jeder neunte Junge werden sexuell belästigt. Täter sei meist eine Vertrauensperson. Onkel. Lehrer. Vater. Manchmal auch die Mutter. Im Raum wird es unruhig. Eine Traube von Menschen kommt die Treppe hinunter, stellt sich in die hinteren Reihen. Die Fernsehkameras schwenken nach hinten.

Auch Stephanie zu Guttenberg stockt kurz, schaut in den dunklen Saal und fährt dann fort: "Ein Täter baut gezielt Kontakt auf - nicht nur zum Kind, sondern auch zu Vertrauenspersonen. Dann fängt er an, die Hand anzulegen", sagt Stephanie zu Guttenberg. "Das Kind verspürt Druck, Manipulation, Angst, Ekel, Schamgefühl. So läuft es ab. Das hört keiner gern." Das ist Guttenbergs erschütternde Diagnose. Der Untertitel ihres Buches heißt aber auch: "Was wir gegen sexuellen Missbrauch tun müssen". Für Eltern hätte er auch lauten können: Wie wir Kinder stark machen. Das habe vor allem mit Nein-Sagen zu tun. "Bringen Sie ihren Kindern bei, dass eine unbeliebte Tante nicht geküsst werden muss", sagt sie.

Von der Politik fordert sie ein Ende der "Lippenbekenntnisse". Sie findet das Löschen von Kinderporno-Seiten im Netz besser als das Sperren. "Wenn man aber nicht löschen kann, dann erhöht man mit einer Sperre den Schutz", sagt sie. Auch die Bundesregierung kritisiert sie in dem Buch. Sie sei in ihrem Bemühen, gegen Kinderpornografie im Internet anzugehen, keinen Schritt vorangekommen. Guttenberg fordert zudem härtere Strafen, wenn Kinder sexuell missbraucht werden. Applaus. Dann geht das Licht im Saal an.

Hinten, an einer Säule gelehnt, steht seit ein paar Minuten der Verteidigungsminister. Er sieht, wie sich eine Menschenschlange vor seiner Frau bildet. Viele wollen ein signiertes Buchexemplar. "Für Karin. Mit K", sagt ein Mann. Eine Frau möchte ein Foto, sagt: "Ich war 20 Jahre am Gericht. Ich kenne diese Fälle."

Eine andere möchte "Danke" sagen. Sie wurde selbst missbraucht, hat das lange unterdrückt, litt jahrelang unter schweren Entzündungen. Sie wusste nicht, woher die kamen. Ein Zahnarzt sagte ihr irgendwann: "Ihr Fall ist typisch für ein Missbrauchsopfer." Sie recherchierte, fand in Büchern Berichte über ähnliche Symptome. Sie buddelte in ihrer Vergangenheit und fand das Übel.

"Es ist toll, dass Sie mit Ihrer Bekanntheit ein solches Buch schreiben", sagt sie zu Stephanie zu Guttenberg. "So trauen sich hoffentlich viel mehr in der Gesellschaft, sich mit diesem Thema zu befassen."
Ein paar Unterschriften später geht Stephanie zu Guttenberg auf ihren Mann zu. Feierabend. Beide küssen sich. Er zwinkert sie an. Nach dieser Lesung ist sie mehr als nur die Ehefrau des Verteidigungsministers.


Mit lieben Grüßen

Euer Werner vom Weserstrand

                                                                 

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