JOHANN GOTTFRIED SEUME
Ihr Lieben, ich grüße Euch ganz herzlich und ich möchte Euch eine kleine Geschichte des alten griechischen Philosophen Sokrates erzählen:
Eines Tages kam ein Bekannter zu Sokrates.
"Höre, Sokrates, ich muss Dir berichten, wie Dein Freund..."
"Halt ein", unterbrach ihn der Philosoph.
"Hast Du das, was Du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?"
"Drei Siebe? Welche?" fragte der Bekannte verwundert.
"Ja! Drei Siebe! Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit.
Hast Du das, was Du mir berichten willst, geprüft, ob es tatsächlich wahr ist?"
"Nein, ich hörte es erzählen, und..."
"Nun, so hast Du es sicher mit dem zweiten Sieb, dem Sieb der Güte, geprüft.
Ist das, was Du mir erzählen willst - wenn es schon nicht wahr ist - wenigstens gut?"
Der Andere zögerte: "Nein, das ist es eigentlich nicht. Im Gegenteil..."
"Nun", unterbrach ihn Sokrates, "so wollen wir noch das dritte Sieb nehmen und uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was Dich so zu erregen scheint."
"Notwendig gerade nicht..."
"Also", lächelte der Weise, wenn das, was Du mir eben sagen wolltest, weder wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste weder Dich noch mich damit."
Ihr Lieben, lasst uns im Umgang mit unseren Mitmenschen, unseren Verwandten, Bekannten und Freunden auch diese drei Siebe anwenden, das Sieb der Wahrheit, das Sieb der Güte und das Sieb der Notwendigkeit.
Wenn Ihr das tut, werdet Ihr eine wunderbare Erfahrung machen:
Wenn Ihr die drei Siebe anwendet, habt Ihr kaum noch die Möglichkeit, Schlechtes über andere Menschen zu reden.
Die Zeit, die Ihr dann einspart, wenn Ihr nicht mehr schlecht über andere Menschen redet, habt Ihr nun zur Verfügung, um bei den anderen Menschen die guten, die positiven Seiten zu entdecken.
Und am Ende werdet Ihr dahin gelangen, über die anderen Menschen vor allem positiv zu reden. Und Ihr werdet feststellen, dass das Euch selbst sehr glücklich machen wird.
Ganz liebe Grüße vom Weserstrand
Euer Werner
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