"DAS GRÖßTE GESCHENK, DAS ELTERN IHREN KINDERN MACHEN KÖNNEN, IST EINE GLÜCKLICHE UND UNBESCHWERTE KINDHEIT"
ALEXANDER RYKOW
Meine Lieben,
Heute morgen möchte ich Euch die Geschichte einer unbekannten alten Dame erzählen:
"DER AUSFLUG AUFS LAND"
"Nie vergaß ich diesen einen Ausflug im Herbst, zu dem unser Vater meine drei Geschwister und mich mitnahm. Damals muss ich so zehn Jahre alt gewesen sein und wir fuhren hinaus aufs Land. Denn unser Vater wollte, wie er sagte, uns einmal zeigen, wie arm manche Menschen sein können.
So verbrachten wir einen ganzen Tag auf einem - für unsere Verhältnisse - sehr ärmlichen Bauernhof. Vor allem erinnere ich mich daran, dass wir vier Kinder noch nie zuvor ein Plumsklo gesehen, geschweige denn benutzt hatten!
Auf dem Bauernhof befand es sich gleich hinter dem Schweinestall und mein jüngster Bruder war davon so beeindruckt, dass es sofort zurücklief, um es uns Geschwistern zu zeigen.
Aber dann ging es zu der Bauernfamilie aufs Feld. Die Feldarbeit war schwer, zumal wir es gar nicht gewohnt waren, so lange gebeugt Runkelrüben aus dem Boden zu ziehen ... Reihe um Reihe.
Mittags ging es zum Hof zurück und es gab deftige Hausmannskost auf Suppentellern am einfachen Küchentisch, so ganz ohne Servietten und Tischdecke, ganz anders, als es bei uns daheim üblich war.
Gleich nach dem Essen ging es mit den Bauersleuten wieder aufs Feld hinaus.
Abends waren wir vier Stadtkinder müde, aber stolz, bei der Rübenernte mit der Bauernfamilie halbwegs mitgehalten zu haben.
Spät abends kehrten wir von unserem Ausflug aufs Land nach Hause zurück.
Da fragte uns unser Vater: "Nun, Kinder, wie war der Ausflug?" Worauf wir Kinder einstimmig riefen: "Ach, Vati, das war so schön dort!"
Unser Vater sah uns etwas verwundert an, hatte er doch eine ganz andere Antwort erwartet. So fragte er uns: "Habt ihr denn gar nicht gesehen, wie arm diese Bauernfamilie war?" "Ja, das schon!", antworteten meine Geschwister und ich so einstimmig und so einig wie nie zuvor.
"Ja, aber was habt ihr denn daraus gelernt?", wollte unser Vater wissen.
Da antwortete ich: "Vati, wir dürfen hier zu Hause keinen Hund haben, aber dort auf dem Bauernhof hatten sie eine Hündin und fünf dieser süßen Welpen."
Mein mittlerer Bruder sagte: "Wir haben einen Goldfischteich im Garten, aber auf dem Land haben sie den Bach, der in den Fluss und von dort weit, weit bis ins Meer fließt."
Meine ältere Schwester schaute in die Dämmerung hinaus. "Wir hängen nur für Feste Lampions im Garten auf, aber auf dem Bauernhof haben sie jede Nacht die vielen Sterne. Unsere Terrasse reicht nur bis zum Garten, aber sie haben den großen weiten Himmel über sich."
Traurig sagte unser Jüngster: "Vati, die Bauernkinder sehen ihren Vater viel öfter als wir dich. Morgens dürfen wir dich nicht stören und abends kommst du oft erst heim, wenn ich schon schlafe." Und dann schluchzte er auf: "Vati, ich wusste gar nicht, wie arm wir sind."
Die alte Dame blickte leise schmunzelnd auf: "Muss ich noch sagen, dass unser Vater dastand und sprachlos war?"
Ihr Lieben,
diese kleine Geschichte zeigt auf beeindruckende Weise, dass Kinder unter Glücklichsein und unter Armut oft etwas ganz anderes verstehen als wir Erwachsenen.
Nicht ein tolles Haus, eine tolle Yacht, ein tolles neues Auto sind für unsere Kinder und Enkelkinder das Wichtigste, sondern dass wir Zeit für sie haben, dass wir Zeit mit ihnen verbringen, dass wir mit ihnen zusammen etwas unternehmen, dass wir für sie da sind, dass wir ihnen zuhören, wenn sie Sorgen haben oder uns von einem schönen Erlebnis berichten wollen.
Ich wünsche Euch allen wunderbare Tage, nutzt die Zeit, um Zeit für Eure Kinder und Enkelkinder zu haben, sie werden es Euch von Herzen danken!
Ganz liebe herzliche Grüße
Euer Werner vom Weserstrand
3080 Geschichten
Ich wünsche jeder Leserin und jedem Leser recht viel Freude beim Lesen der Geschichten und ich hoffe, dass Euch die Geschichten ein wenig ermutigen und Euch veranlassen, niemals aufzugeben, denn denkt bitte immer daran:
Ihr seid etwas Besonderes, Ihr müsst nur Eurer Licht zum Leuchten bringen
Euer fröhlicher Werner aus Bremen
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